Bank of Japan vor historischer Zinswende - Abschied von der Nullzinspolitik markiert Zeitenwende
In einer für die japanische Wirtschaftspolitik wegweisenden Entscheidung steht die Bank of Japan (BOJ) kurz davor, die Leitzinsen auf den höchsten Stand seit 17 Jahren anzuheben. Diese geldpolitische Kehrtwende würde das Ende einer Ära markieren, in der das Land der aufgehenden Sonne verzweifelt gegen die Deflation kämpfte - allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Historischer Schritt in turbulenten Zeiten
Nach jahrelanger ultralockerer Geldpolitik dürfte die BOJ den kurzfristigen Leitzins von 0,25% auf 0,5% anheben. Ein Schritt, der in normalen Zeiten kaum der Rede wert wäre, für Japan aber einer kleinen Revolution gleichkommt. Die Notenbank würde damit erstmals seit der globalen Finanzkrise 2008 wieder nennenswerte Zinsen erheben.
Politische Turbulenzen überschatten Zinsentscheidung
Der Zeitpunkt dieser historischen Entscheidung könnte allerdings kaum heikler sein. Während die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus die globalen Märkte in Atem hält, kämpft auch Japans Ministerpräsident Shigeru Ishiba mit seiner Minderheitskoalition um politisches Überleben. Die Verabschiedung des Haushalts steht auf der Kippe, während im Juli wichtige Oberhaus-Wahlen anstehen.
Traumatische Erinnerungen werden wach
Die japanische Notenbank trägt noch immer schwer an den Narben vergangener geldpolitischer Fehlentscheidungen. Der vorschnelle Ausstieg aus der quantitativen Lockerung 2006 und die Zinserhöhung 2007 auf 0,5% entpuppten sich als fataler Fehler. Die folgende Rezession zwang die BOJ zu einer demütigenden Kehrtwende - eine Erfahrung, die bis heute nachwirkt.
"Japan hatte permanent niedrige Wachstumsraten, niedrige Inflation und niedrige Zinsen. Die zentrale Frage lautet: Haben wir uns wirklich von dieser Ära befreit?", gibt Jeffrey Young, CEO von DeepMacro, zu bedenken.
Märkte warten gespannt auf Signale
Die Finanzmärkte haben die Zinserhöhung mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% bereits eingepreist. Nun richten sich alle Augen auf BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda und seine Pressekonferenz am Freitag. Seine Aussagen zum weiteren geldpolitischen Kurs dürften richtungsweisend für die Märkte sein.
Die Entscheidung der BOJ zeigt einmal mehr, wie fragil die globale Wirtschaftsordnung geworden ist. Während die Notenbanken verzweifelt versuchen, zur geldpolitischen Normalität zurückzukehren, drohen politische Verwerfungen diesen Weg zu durchkreuzen. Japan steht dabei exemplarisch für die Herausforderungen unserer Zeit - gefangen zwischen der Notwendigkeit zur geldpolitischen Normalisierung und den Risiken einer zunehmend instabilen Weltordnung.
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