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07.10.2024
06:20 Uhr

Wohnungsnot: Ein „toxischer Mix“ vergiftet die Baubranche

Wohnungsnot: Ein „toxischer Mix“ vergiftet die Baubranche

Die Baubranche in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen. Ein „toxischer Mix“ aus steigenden Baukosten, bürokratischen Hürden und politischem Versagen sorgt für eine dramatische Wohnungsnot in den Großstädten. Die aktuelle Lage ist besorgniserregend und zeigt, wie stark die Branche von staatlichem Handeln abhängig ist.

Politisches Versagen und steigende Kosten

Die Ampelkoalition hatte sich ambitionierte Ziele gesetzt: 400.000 neue Wohnungen sollten jährlich entstehen. Doch die Realität sieht anders aus. Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich 106.700 Baugenehmigungen erteilt, ein Rückgang von über 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Baukosten sind in den letzten vier Jahren um satte 47 Prozent gestiegen, was besonders bei Einfamilienhäusern deutlich spürbar ist. Die steigenden Energiepreise, verursacht durch die aktuelle Energiepolitik, verteuern zudem die Herstellung von Baumaterialien wie Zement erheblich.

Bürokratie als Bremsklotz

Ein weiterer Hemmschuh ist die überbordende Bürokratie. In einigen Fällen müssen Bauherren bis zu drei Jahre auf eine Baugenehmigung warten. Die angekündigten Vereinfachungen der Genehmigungsverfahren und Bauvorschriften lassen auf sich warten. Obwohl Bund und Länder die befristete Aussetzung hinderlicher Vorschriften planen, bleibt der große Wurf aus.

Wirtschaftliche Folgen und Pleiten

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Misere sind erheblich. Laut einer Arbeitsgruppe des Bauforschungsinstituts Kiel entgehen dem Finanzminister allein in diesem Jahr fünf Milliarden Euro aufgrund des Rückgangs der Investitionen. Die Wertschöpfung der Branche lag 2023 bei 537 Milliarden Euro, und jeder siebte Arbeitsplatz hing daran. Die Pleiten in der Bauwirtschaft häufen sich, was direkte und indirekte Auswirkungen auf Steueraufkommen und Arbeitsplätze hat.

Auftragsmangel und Insolvenzen

Der Auftragsmangel im Wohnungsbau bleibt ein großes Problem. Laut einer Erhebung des Münchener Ifo-Instituts berichteten im August 50,6 Prozent der Unternehmen von Auftragsmangel. Die Krise wird sich noch lange hinziehen, und viele Unternehmen suchen verzweifelt nach Hoffnungssignalen. Die jüngste Leitzinssenkung der EZB könnte ein solches Signal sein, doch bis sich dies in eine spürbare Verbilligung von Immobilienkrediten übersetzt, wird es noch dauern.

Ein „toxischer Mix“ aus Problemen

Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beschreibt die aktuelle Lage als einen „toxischen Mix aus höheren Energie- und Verbraucherpreisen, einem weltweiten Nachfrageeinbruch und nationalen Problemen wie hohen Arbeitskosten sowie enormen Bürokratie- und Steuerlasten“. Unter diesen Bedingungen leidet die ohnehin kämpfende Baubranche besonders stark.

Die deutsche Baubranche steht an einem Scheideweg. Ohne entschlossene politische Maßnahmen und eine deutliche Entlastung von bürokratischen Hürden droht eine weitere Verschärfung der Wohnungsnot. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung in der Lage ist, die notwendigen Reformen rechtzeitig umzusetzen, um die Branche wieder auf Kurs zu bringen.

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