Wirtschaftsweise schlagen 2000 Euro Startkapital für jedes Kind vor
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat einen neuen Vorschlag vorgelegt, der vorsieht, dass der Staat alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit einem Startkapital ausstattet. Ziel dieses „Kinderstartgeldes“ sei es, junge Menschen frühzeitig an die Themen Geldanlage und Altersvorsorge heranzuführen.
Details des Kinderstartgeld-Modells
Gemäß dem Vorschlag sollen Kinder ab dem sechsten Lebensjahr monatlich Fondsanteile im Wert von zehn Euro erhalten. Bis zum 18. Geburtstag würde sich so ein staatlich finanziertes Startkapital von rund 2000 Euro ansammeln. Die Auszahlung soll mit Erreichen der Volljährigkeit ohne Zweckbindung erfolgen, wobei die jungen Erwachsenen die Möglichkeit haben, den Fonds weiterhin zu besparen.
Mechanismus und Anspruchsberechtigung
Das Kinderstartgeld soll automatisch an alle Kinder ausgezahlt werden, die bis zum 1. September des jeweiligen Jahres sechs Jahre alt werden. Die Anspruchsberechtigung wird an den Bezug von Kindergeld geknüpft. Eltern sollen vorab informiert werden und die Möglichkeit erhalten, einen Fonds für ihr Kind auszuwählen. Treffen sie keine Entscheidung, wird ein Standardprodukt zugeteilt. In der Ansparphase bis zum 18. Lebensjahr kann kein Geld aus dem Depot entnommen werden.
Finanzielle Auswirkungen und Umsetzung
Der Vorschlag sieht vor, dass das Kinderstartgeld zunächst mit dem Einschuljahrgang 2025 eingeführt wird. Dies würde im ersten Jahr zu Ausgaben von etwa 91 Millionen Euro führen. Trotz der angespannten Haushaltslage sei dieser Betrag für den Bundeshaushalt leistbar, so die Wirtschaftsweisen. Die jährlichen Kosten würden durch neue Jahrgänge und die Anpassung an die Inflation steigen und könnten bis 2037 auf 1,5 Milliarden Euro anwachsen.
Vorbild Israel und langfristige Ziele
Als Vorbild nennt der Sachverständigenrat Israel, wo der Staat monatlich umgerechnet zwölf Euro in einen Fonds für jedes Kind einzahlt. Der Vorschlag zielt darauf ab, die Finanzbildung zu verbessern und auch Familien mit geringem Einkommen den Vermögensaufbau zu ermöglichen. Studien zeigen, dass finanzielle Bildung positive Effekte auf Vermögensaufbau, Verschuldungsmanagement, Altersvorsorge und Anlageentscheidungen hat.
Notwendige Reformen und Bildungsmaßnahmen
Um mehr Kapital für Investitionen zu mobilisieren, seien neben dem Kinderstartgeld auch Reformen der Altersvorsorge und eine bessere finanzielle Bildung notwendig. Der Rat schlägt vor, Kapitalmarkt- und Börsenspiele in die Lehrpläne aufzunehmen und Lehrkräfte in Wirtschafts- und Finanzfragen besser auszubilden. Ein Opt-out-Modell für die private Altersvorsorge, wie es in Großbritannien erfolgreich praktiziert wird, könnte die Teilnahme am Kapitalmarkt deutlich erhöhen.
Kritische Betrachtung
Während die Idee eines Startkapitals für jedes Kind auf den ersten Blick positiv erscheint, sollte man nicht vergessen, dass solche Maßnahmen oft mit erheblichen Kosten für den Steuerzahler verbunden sind. Zudem stellt sich die Frage, ob der Staat tatsächlich der beste Verwalter für die Altersvorsorge der Bürger ist. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung diesen Vorschlag aufgreifen und umsetzen wird.
Fazit
Der Vorschlag des Sachverständigenrates, ein Kinderstartgeld einzuführen, könnte ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der finanziellen Bildung und Altersvorsorge in Deutschland sein. Doch angesichts der angespannten Haushaltslage und der Frage nach der Effizienz staatlicher Verwaltung bleibt abzuwarten, ob und wie dieser Vorschlag realisiert wird. Klar ist jedoch, dass Deutschland dringend mehr Kapital für Investitionen mobilisieren muss, um seine Wachstumskraft zu erhalten.