Windstille in Deutschland zwingt zu Nutzung von Ölkraftwerken
Am Mittwoch dieser Woche erlebte Deutschland eine ungewöhnliche Wetterlage: So wenig Wind wie seit zehn Jahren nicht mehr. In dieser Jahreszeit trägt auch die Sonne wenig zur Energieerzeugung bei, insbesondere bei geschlossener Wolkendecke. Dies führte dazu, dass Deutschland gezwungen war, 700 Megawatt (MW) Leistung aus Ölkraftwerken zu beziehen, um die Stromversorgung sicherzustellen.
Stromimporte und steigende Großhandelspreise
Die Situation verschärfte sich dadurch, dass Deutschland zusätzlich 14 Gigawatt (GW) Strom aus dem Ausland importieren musste. Diese Abhängigkeit von Importen und fossilen Brennstoffen führte zu einem Anstieg der Großhandelspreise für Strom, die für zwei Stunden auf über 800 Euro pro Megawattstunde (EUR/MWh) stiegen. Die Unzuverlässigkeit von Wind- und Solarstrom, oft als „Flatterstrom“ oder „Zappelstrom“ bezeichnet, zeigt deutlich die Schwächen der aktuellen Energiepolitik auf.
Expertenmeinungen zur Energiekrise
Jean-Paul Harreman, Geschäftsführer von Montel Analytics, erklärte: „In der Mitte und im Norden Europas gibt es keinen Wind. Es gibt einen Kampf um diese Energie, der die Knappheit verursacht.“ Er fügte hinzu, dass Öl- oder Pumpspeicherkraftwerke in der Merit-Order wahrscheinlich die marginalen Einheiten seien. Bei den derzeitigen Preisen handele es sich jedoch eher um eine Auswirkung von Knappheit und Bietstrategien als um eine reine Widerspiegelung der Grenzkosten der Stromerzeugung.
Prognosen für den Winter
Harreman warnte, dass ein solches Szenario angesichts der geringen Windenergieerzeugung in diesem Winter wieder eintreten könnte. Die Nachfrage sei noch nicht auf dem höchsten Stand, und die französische Kernenergie werde voraussichtlich etwa 8 GW an zusätzlicher Stromerzeugung für den europäischen Markt bereitstellen. Doch wenn es kälter werde, werde die französische Nachfrage zusätzlichen Druck ausüben, da sie sehr temperaturempfindlich sei.
Schrumpfende konventionelle Erzeugungskapazitäten
Deutschlands konventionelle Erzeugungskapazität ist in diesem Jahr geschrumpft, da mehrere Kohleblöcke, die aufgrund der Energiekrise 2022 vorübergehend auf dem Markt aktiv waren, in die Stand-by-Reserve des Netzes zurückkehrten. Zudem wurde im April 2023 die letzte 4 GW Kernkraftkapazität stillgelegt. Diese Entwicklungen tragen zur Instabilität des deutschen Stromnetzes bei und verdeutlichen die Herausforderungen der Energiewende.
Fazit
Die aktuelle Situation zeigt deutlich die Schwächen der deutschen Energiepolitik auf. Die Abhängigkeit von unzuverlässigen Energiequellen wie Wind- und Solarstrom führt zu hohen Strompreisen und einer unsicheren Energieversorgung. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf diese Herausforderungen reagieren wird und ob es zu einer Rückkehr zu stabileren und verlässlicheren Energiequellen kommen wird.