Vier-Tage-Woche: Ein überraschender Erfolg für die Produktivität?
Die Vier-Tage-Woche hat in Deutschland viele Gegner, die befürchten, dass sie der Produktivität schadet, nur Kosten verursacht und der Gesundheit nicht hilft. Eine neue Pilotstudie widerlegt nun einige dieser Vorurteile und zeigt, dass die Verkürzung der Arbeitszeit positive Effekte auf die Mitarbeiter und die Unternehmen haben kann.
Positive Auswirkungen auf Gesundheit und Zufriedenheit
Die Unternehmensberatung Intraprenör führte das Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit 45 deutschen Firmen durch. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Weniger Stress und eine signifikante Verbesserung der mentalen und körperlichen Gesundheit der Mitarbeiter. „Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit“, erklärte die Unternehmensberatung Intraprenör.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Leistung und Produktivität der Unternehmen nicht unter der geringeren Arbeitszeit gelitten haben. „Die Viertagewoche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, so die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Julia Backmann. Die Studie zeigte auch, dass die Mitarbeiter mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen konnten, was zu einer höheren Lebenszufriedenheit führte.
Mehr Freizeit, weniger Stress
Die Reduzierung der Arbeitszeit führte auch zu einem Anstieg der täglichen Aktivitätslevel und einer Verbesserung der Schlafqualität. Die Mitarbeiter schliefen im Schnitt 38 Minuten pro Woche mehr als die Kontrollgruppe ohne Arbeitszeitreduzierung. Zudem ging die Zahl der Stress- und Burnout-Meldungen deutlich zurück.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Interessanterweise zeigten sich beim Gewinn und Umsatz der Unternehmen sogar „leichte Steigerungen“, die jedoch nicht signifikant waren. Mögliche Produktivitätsgewinne seien zumindest denkbar, erklärte Backmann. Mitarbeitende und Geschäftsführende hätten „tendenziell“ eher eine Produktivitätssteigerung wahrgenommen.
Für die Studie führten die Wissenschaftler Interviews, werteten Fitnesstracker aus und testeten Haarproben auf das Stresshormon Cortisol. Die teilnehmenden Firmen kamen aus verschiedenen Bereichen wie Dienstleistung, Fertigung, Pflege, IT und Medien.
Politische Skepsis
In der Politik gibt es jedoch weiterhin Skepsis gegenüber der Vier-Tage-Woche. CDU-Politiker Jens Spahn forderte vor einigen Monaten sogar längere Arbeitszeiten. Diese Haltung zeigt, dass die Diskussion über die optimale Arbeitszeitgestaltung in Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pilotstudie einige positive Effekte der Vier-Tage-Woche aufzeigt, die sowohl die Mitarbeitergesundheit als auch die Produktivität betreffen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Ergebnisse ausreichen, um die politische und wirtschaftliche Skepsis gegenüber diesem Arbeitszeitmodell zu überwinden.
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