US-Wirtschaft auf Talfahrt: Börsen weltweit unter Druck
Die schwächelnde US-Wirtschaft sendet Schockwellen durch die globalen Finanzmärkte. Der Ausverkauf an den Börsen begann Ende der Woche und hält weiterhin an. Doch wie steht es wirklich um die US-Konjunktur? Was hat die Rezessionssorgen in den USA ausgelöst?
Überraschend schlechte Jobdaten
Die jüngsten Arbeitsmarktdaten haben die Märkte aufgeschreckt. Im Juli entstanden nur 114.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft, während Ökonomen mit 175.000 gerechnet hatten. Der Stellenzuwachs lag damit nur noch knapp über der Marke von 100.000, die als notwendig gilt, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. Zudem stieg die Arbeitslosenquote von 4,1 auf 4,3 Prozent.
Der Arbeitsmarkt als Schlüsselindikator
Der private Konsum macht mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung aus. Werden weniger Jobs geschaffen und steigt die Arbeitslosigkeit, könnten die Verbraucher vorsichtiger beim Geldausgeben werden. Dies könnte viele Unternehmen dazu veranlassen, bei Neueinstellungen und Investitionen zurückhaltender zu agieren, was die Konjunktur weiter belasten würde.
Rezessionswahrscheinlichkeit steigt
Die Ökonomen der US-Investmentbank Goldman Sachs haben die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA für die kommenden zwölf Monate auf 25 Prozent angehoben. Bislang waren sie nur von 15 Prozent ausgegangen. Noch pessimistischer zeigen sich die Analysten von JPMorgan, die die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession auf 50 Prozent schätzen.
Einfluss der Konsumausgaben
Angesichts der abnehmenden Inflation zeigten sich die Verbraucher zuletzt noch recht spendabel und steigerten ihre Ausgaben im Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Doch dunkle Wolken ziehen über dem Dienstleistungssektor auf: Die Geschäfte schrumpften im Juni laut der Umfrage des Institute for Supply Management (ISM), was auf eine Konjunkturabkühlung hindeutet.
Fed unter Druck
Zentralbankchef Jerome Powell hat klargemacht, dass sich die Fed angesichts des abnehmenden Preisauftriebs nicht mehr "zu 100 Prozent" auf die Inflation fokussieren muss. Doch schwache US-Industriedaten werfen die Frage auf, ob die Fed den Leitzins und damit die Kreditkosten womöglich zu lange auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren gehalten hat. Die Finanzmärkte setzen darauf, dass die Fed schleunigst die Zinswende einleitet, und zwar auf der Sitzung im September.
Wie wird eine Rezession festgestellt?
In Europa wird bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt von einer Rezession gesprochen. In den USA entscheidet das private Wirtschaftsforschungsinstitut "National Bureau of Economic Research" (NBER), ob sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet. Dies wird jedoch oftmals erst nach einer solchen Abschwungphase konstatiert.
Die Unsicherheiten und die schwachen Konjunkturdaten aus den USA haben die Börsen weltweit in Mitleidenschaft gezogen. Es bleibt abzuwarten, wie die US-Notenbank reagieren wird und ob die Maßnahmen ausreichen, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.