Stimmung bei VW: Ungewisse Zukunft und interne Spannungen
Volkswagen in der Krise
Volkswagen, der weltweit zweitgrößte Automobilkonzern nach verkauften Fahrzeugen, steckt in einer tiefen Krise. Die Kernmarke VW Pkw gilt als chronisch renditeschwach, und die jüngsten Ankündigungen der Konzernführung, die bis 2029 vereinbarte Beschäftigungssicherung aufzukündigen, haben für Unruhe unter den Mitarbeitern gesorgt. Besonders betroffen sind die großen Werke in Deutschland, die nun auf dem Prüfstand stehen. Betriebsbedingte Entlassungen drohen, da die Produktionskapazitäten reduziert und die Kosten gesenkt werden sollen.
Fokussierung auf E-Autos und geringe Nachfrage
Marktbeobachter sehen die starke Fokussierung von VW auf die E-Auto-Produktion als Kern des Problems. Trotz der großen Anstrengungen, die Produktion von Elektrofahrzeugen zu steigern, bleibt die Nachfrage gering. Ein langjähriger Mitarbeiter aus dem VW-Werk in Zwickau, der anonym bleiben möchte, berichtet, dass viele seiner Kollegen von Anfang an skeptisch gegenüber der reinen E-Auto-Produktion waren. „Das kann doch nie richtig funktionieren“, so die damaligen Bedenken.
Führungsetage ohne Vorbildfunktion
Ein weiteres Problem sieht der Mitarbeiter in der mangelnden Vorbildfunktion der Führungsetage. Auf dem Parkplatz der Geschäftsführung stünden nur wenige E-Autos, obwohl diese groß propagieren, dass E-Autos die Zukunft seien. „Man hält weiterhin an einem toten Pferd fest, das ist natürlich irgendwann gefährlich“, kritisiert er.
Angespannte Stimmung und Zukunftsängste
Die Stimmung unter der Belegschaft sei teilweise angespannt, einige Mitarbeiter sehen keine Zukunft und fragen sich, wie es weitergehen soll. Besonders Zeitarbeiter seien besorgt, da sie als Erste von Entlassungen betroffen sein könnten. Dennoch gibt es auch optimistische Stimmen, die glauben, dass VW Zwickau nicht vollständig schließen, sondern die Arbeitsplätze schrittweise abbauen wird.
Volle Auftragsbücher bei Bentley und Lamborghini
In den Bereichen, in denen Lamborghini- und Bentley-Modelle gebaut werden, sind die Auftragsbücher bis 2027/2028 voll. Der Mitarbeiter ist daher zuversichtlich, dass der Personalabbau diese Bereiche weniger betreffen wird. Anders sehe es bei den reinen Elektroauto-Modellen wie der VW-ID.-Flotte oder dem Audi Q4 e-tron aus, deren Verkaufszahlen stark rückläufig sind.
Gründe für die geringe E-Auto-Nachfrage
Die Gründe für die geringe Nachfrage nach E-Autos sind vielfältig. Das Ladenetz sei noch zu schwach ausgebaut, und der Wegfall der E-Auto-Förderung mache den Erwerb eines Stromers für viele zu teuer. Auch die Haltbarkeit der Batterie sei ein Thema: „Was ist, wenn ich das E-Auto nach vier, fünf Jahren verkaufen will, dann ist die Batterie ja nicht mehr neu und hat nur noch eine gewisse Restreichweite?“
Kritik an der E-Mobilität
Der Mitarbeiter schätzt zwar die Motorcharakteristik von E-Autos, betont aber, dass E-Mobilität nichts mit sozialer Verantwortung, Umweltschutz oder Gesundheit zu tun habe. Die Herstellung der Batterien sei problematisch, da Kinder in Afrika unter schlimmen Bedingungen die benötigten Rohstoffe abbauen müssten. Zudem benötigten große Elektrofahrzeuge etwa 166.000 gefahrene Kilometer, um CO₂-Neutralität zu erreichen, was für den Normalverbraucher selten realisierbar sei.
Im VW-Werk Zwickau wurden im Jahr 2023 247.000 E-Autos gebaut, darunter Modelle wie der ID.3, ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron und SEAT CUPRA Born. Auf einer Werkfläche von 180 Hektar arbeiten rund 10.350 Beschäftigte. Mit seinen zwei weiteren VW-Werken in Dresden und Chemnitz ist VW Sachsens größter Arbeitgeber.
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