Russlands Flugverbot verschafft chinesischen Airlines Wettbewerbsvorteile
Die geopolitischen Spannungen und die Sanktionen gegen Russland haben weitreichende Auswirkungen auf den internationalen Luftverkehr. Nachdem der Westen Moskau wegen der Ukraine-Invasion mit Sanktionen belegt hatte, untersagte Russland praktisch allen europäischen und nordamerikanischen Fluggesellschaften die Nutzung seines Luftraums. Dieses Verbot hat einen klaren Gewinner hervorgebracht: chinesische Fluggesellschaften.
Chinesische Airlines profitieren von russischem Luftraumverbot
Chinesische Fluggesellschaften sind vom russischen Luftraumverbot nicht betroffen und konnten dadurch Marktanteile gewinnen. Einige westliche Fluggesellschaften haben ihre Flüge nach China aufgrund der erhöhten Kosten durch das Umfliegen des russischen Luftraums gestrichen. So hat British Airways kürzlich die Flüge zwischen London und Peking eingestellt, und auch Virgin Atlantic sowie Qantas haben ihre Verbindungen nach China aufgegeben.
John Grant, Chefanalyst des Reisedatendienstes Official Airline Guides (OAG), erklärte, dass Flüge nach Peking und Shanghai früher als „Sweet Spot der Luftfahrt“ galten, da man innerhalb von 24 Stunden hin- und zurückfliegen konnte. Das Verbot habe die Reisezeit jedoch um etwa fünfeinhalb Stunden verlängert, was erhebliche zusätzliche Treibstoff- und Personalkosten verursacht.
Wettbewerbsvorteile für chinesische Fluggesellschaften
Chinesische Fluggesellschaften haben einen klaren Kostenvorteil gegenüber ihren westlichen Konkurrenten. Niedrigere Löhne und geringere Gebühren an chinesischen Flughäfen ermöglichen es ihnen, wettbewerbsfähigere Flugpreise anzubieten. Brendan Sobie, ein Luftfahrtanalyst aus Singapur, betont, dass der verstärkte Wettbewerb durch chinesische Airlines wahrscheinlich die Entscheidung von Qantas beeinflusst habe, ihre Flüge nach China einzustellen.
Chinesische Luftfahrt auf Expansionskurs
Vor der Pandemie expandierten chinesische Fluggesellschaften schnell auf dem internationalen Markt. Dieser Trend setzt sich nun fort, da sich die chinesische Nachfrage nach Reisen allmählich erholt. Die internationalen Kapazitäten chinesischer Airlines liegen mittlerweile wieder auf dem Niveau von 2019, mit Ausnahme der nordamerikanischen und indischen Märkte.
Die Pandemie hat Chinas Ambitionen im Luftverkehr zwar einen Schlag versetzt, doch die strategischen Expansionspläne werden wieder aufgenommen. Chinesische Fluggesellschaften haben die Zahl der Flüge in europäische Städte wie London, Budapest, Istanbul, Mailand und Madrid seit 2019 sogar erhöht.
Eingeschränkter Flugverkehr zwischen USA und China
Während sich die Wege chinesischer Fluggesellschaften nach Europa öffnen, bleiben die Verbindungen zum nordamerikanischen Markt eingeschränkt. Geopolitische Spannungen zwischen China und den USA sowie die strengen Grenzkontrollen Pekings haben den Reiseverkehr zwischen den beiden Ländern stark reduziert. Derzeit macht das Flugaufkommen nur 15 Prozent der Flüge im Vergleich zu 2019 aus.
Washington zögert, die Zahl der Flüge zu erhöhen, da chinesische Fluggesellschaften stärker davon profitieren würden als US-amerikanische. Luftfahrtexperten sind sich einig, dass sowohl das Reiseverhalten nach der Pandemie als auch geopolitische Fragen die Beziehungen zwischen westlichen Fluggesellschaften und China verändern werden. Dennoch bleibt der Markt für die größten Akteure wichtig.
Langfristige Perspektiven
John Grant glaubt, dass globale Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France oder British Airways langfristig Peking in ihrem Netzwerk haben müssen. Trotz der aktuellen Herausforderungen werden sie vermutlich wieder in diesen Markt zurückkehren wollen, da er weiterhin von großer Bedeutung bleibt.
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