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15.10.2024
04:03 Uhr

Russland strebt Entkopplung der BRICS-Staaten vom Dollar an

Russland strebt Entkopplung der BRICS-Staaten vom Dollar an

Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat kürzlich auf einer Arbeitstagung der Finanzminister und Zentralbankspitzen der BRICS-Länder einen umfassenden Bericht zur Verbesserung des internationalen Geld- und Finanzsystems vorgestellt. Ziel dieses Berichts ist es, digitale Transaktionen in Landeswährungen zu fördern und direkte Verbindungen zwischen den Zentralbanken der BRICS-Staaten zu etablieren. Damit soll der Zahlungsverkehr mit westlichen Währungen wie dem Dollar oder dem Euro eingeschränkt werden – ein Schritt, der angesichts der Sanktionen und der Trennung von SWIFT für Russland von erheblicher Bedeutung ist.

Reformen im Finanzsystem: Ein notwendiger Schritt?

Der Bericht, der vom russischen Finanzministerium, der Zentralbank und dem Beratungsunternehmen Yakov and Partners unter dem Vorsitz der BRICS-Staaten erstellt wurde, betont die Notwendigkeit, das internationale Währungs- und Finanzsystem auf der Grundlage der Prinzipien Sicherheit, Unabhängigkeit, Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit zu reformieren. Ilya Ivaninsky von Yakov and Partners wies darauf hin, dass die Schwellenländer 63 Prozent des Welthandels ausmachen, jedoch nur ein Drittel der Investitionsströme auf sich ziehen. Diese Diskrepanz verdeutlicht das ungenutzte Potenzial der Entwicklungsländer, das durch die derzeitige Finanzinfrastruktur nicht ausgeschöpft werden kann.

BRICS Clear-Plattform: Ein elektronisches System ohne Dollar

Um diese Lücke zu schließen, soll die BRICS Clear-Plattform eingerichtet werden, ein elektronisches System zur Interaktion zwischen Banken. Dieses System soll auf einer supranationalen Vereinbarung basieren, die für alle Mitglieder verbindlich ist. Eine spezielle IT-Lösung soll sicherstellen, dass Transaktionen in Übereinstimmung mit den Regeln des BRICS-Clear-Systems durchgeführt werden, wodurch Risiken bei Wertpapiertransaktionen minimiert und der Zugang zu neuen Finanzinstrumenten ermöglicht wird. Transaktionen sollen ausschließlich in Landeswährungen erfolgen, sodass der Dollar in diesem Modell keine Rolle mehr spielt.

Krypto und Blockchain: Die Zukunft der BRICS?

Russland wirbt zudem für die Verwendung von Blockchain-Technologien mittels Distributed-Ledger-Technologie (DLT), um Abrechnungen mit Token zu ermöglichen. Der Hauptvorteil dieses Modells liegt in der Beseitigung des Kreditrisikos, das mit dem herkömmlichen Banksystem einhergeht. Darüber hinaus könnten Bearbeitungszeiten und -kosten reduziert werden, da keine Korrespondenzbanken und Konformitätsprüfungen mehr notwendig wären. Der wirtschaftliche Effekt könnte im Kontext des grenzüberschreitenden Handels der BRICS-Staaten zu Einsparungen von bis zu 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr führen.

Rohstoffhandel und Unabhängigkeit

Der Bericht schlägt zudem vor, Handelszentren für Rohstoffe wie Öl, Gas, Getreide und Gold zu schaffen. Diese Maßnahme soll eine unabhängige Preisgestaltung sicherstellen und die Souveränität der BRICS-Volkswirtschaften stärken. Zusammen mit einem Netzwerk von Banken, die grenzüberschreitende Transaktionen in Landeswährungen durchführen, soll der Einfluss des Dollars im Zahlungsverkehr weiter eingeschränkt werden.

Herausforderungen und Widerstände

Ob diese Vorschläge tatsächlich wie eine „Bombe“ einschlagen werden, wie es die Vorsitzende des russischen Föderationsrates Walentina Matwijenko prophezeite, bleibt abzuwarten. Für Russland könnten die Maßnahmen durchaus sinnvoll sein, da das Land durch Sanktionen vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten ist. Doch andere BRICS-Länder wie China und Indien, die nicht mit denselben Sanktionen konfrontiert sind, könnten dem Zugang zum Dollar-basierten Finanzsystem weiterhin Vorrang einräumen.

China beispielsweise setzt stark auf Handelsströme mit Europa und kann westliche Währungen nicht einfach aus seiner Handelsbilanz streichen. Selbst im Handel mit Russland fungiert der Dollar oft noch als Vehikel zur Wertermittlung. Russland könnte es jedoch gelingen, die BRICS-Länder bei ihren Vorbehalten gegenüber den USA und dem Dollar abzuholen. Doch die Frage bleibt: Welche Währung soll im Bündnis als Leitwährung fungieren?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die BRICS-Staaten den Mut und die Einigkeit aufbringen, um diese weitreichenden Reformen umzusetzen und sich vom Dollar zu lösen. Eines ist sicher: Die Weltwirtschaft steht vor spannenden Zeiten.

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