Rentenversicherung kritisiert Rentner-Prämie: Ampel-Pläne für die Rente unter Beschuss
Die Ampel-Regierung plant, Rentnern eine Belohnung zu geben, wenn sie weiterhin arbeiten. Nun stellt sich heraus, dass die Deutsche Rentenversicherung (DRV) diese Pläne ablehnt. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den Druck auf die Rentenkasse zu lindern, hat die Regierung im September eine „Rentenaufschubprämie“ auf den Weg gebracht. Wer über das Renteneintrittsalter hinaus im Job bleibt, soll damit das Recht auf eine einmalige Prämie erhalten.
Rentenaufschubprämie und andere Anreize: Das hat die Ampel für Rentner beschlossen
Bereits heute bekommen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer später mehr Rente, wenn sie trotz erreichten Regelrentenalters weiterarbeiten. Pro Monat, den Beschäftigte über das Eintrittsalter hinaus arbeiten, gibt es 0,5 Prozent mehr Rente. In Zukunft sollen sie sich aber auch dazu entscheiden können, die nicht erhaltenen Rentenbeträge auf einen Schlag ausgezahlt zu bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass sie den Renteneintritt um mindestens ein Jahr verschieben und mehr als eine geringfügige Beschäftigung ausüben.
Wer sich für eine Rentenaufschubprämie entscheidet, erhält jedoch keinen Rentenzuschlag mehr. Es ist also ein Entweder-Oder. Zudem ist ein zusätzlicher Bonus angedacht. Arbeitende Senioren sollen demnach die Beiträge ansparen können, welche die Rentenversicherungen ohne die berufliche Tätigkeit an die Krankenversicherung zahlen würde. Die Prämie soll demnach über bis zu drei Jahre angespart werden können, womit Summen von mehreren Zehntausend Euro möglich wären. Darüber hinaus sollen arbeitende Rentner das Geld bekommen können, welches der Arbeitgeber eigentlich an die Arbeitslosen- und Rentenversicherung zahlen würde. Das komme einer Bruttolohnerhöhung von derzeit rund 10,6 Prozent gleich, hatte Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) angegeben.
Deutsche Rentenversicherung warnt: Ampel-Pläne für die Rente sorgen für Finanz-Probleme
Das Fachportal Ihre-Vorsorge.de berichtet, dass die DRV die Vorschläge der Ampel unter die Lupe genommen hat und nun in einer Experteneinschätzung Einwände geltend macht. Die Rentenaufschubprämie stehe „als eine einmalige Zahlung nicht im Einklang mit dem Grundgedanken der Rentenversicherung, die auf lebenslange und dynamische Alterssicherungsleistungen aufbaut“. Die DRV erwarte hier einen erheblichen Aufwand, besonders für die IT – bei nur sehr geringem Ertrag.
Besonders kritisch sieht die DRV die Auszahlung der Rentenbeiträge des jeweiligen Arbeitgebers an arbeitende Senioren. Denn damit würden der Rentenkasse 0,5 Milliarden Euro pro Jahr entgehen – und das in Zeiten, in denen die Rentenkasse ohnehin schon knapp ist. Diese Auszahlung der Renten- und Arbeitslosenbeiträge hätte aber noch weitere, von der Ampel nicht beachtete Konsequenzen. Denn dadurch würden sich die Löhne der arbeitenden Rentner erhöhen, was wiederum Auswirkungen auf die Rentenanpassung hätte. Nach Berechnungen der Rentenversicherung würde dies im ersten Jahr der Einführung des Modells eine Mehrbelastung von rund 0,4 Milliarden Euro und in den Folgejahren von je rund 0,8 Milliarden Euro bedeuten.
Viele Rentner wollen länger arbeiten: Mehr Männer als Frauen
Wie viele Menschen wirklich über das Renteneintrittsalter hinaus weiterarbeiten würden, ist nicht sicher. Allerdings ergeben Umfragen generell eine recht hohe Beteiligungsquote. Eine Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ergab eine Quote von 36 Prozent, die sich das längere Arbeiten vorstellen könnte. Besonders hoch ist die Zustimmung, wenn die Menschen in ihrem derzeitigen Job zufrieden sind und das Gefühl haben, eine wichtige Arbeit zu erledigen.
Laut Mikrozensus gehen Männer im Alter zwischen 65 und 74 Jahren mit einem Anteil von 16 Prozent häufiger einem Job nach als die Frauen, von denen jede zehnte erwerbstätig ist. Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen arbeiten mit einem Anteil von 18 Prozent häufiger länger als solche mit niedrigem (11 Prozent) oder mittlerem Bildungsniveau (12 Prozent).
Gründe für spätere Rente: Altersarmut oder Spaß an der Arbeit?
Umstritten sind die Motive für Erwerbsarbeit im Alter. Politiker der Linken wie auch des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) betonen die blanke ökonomische Notwendigkeit für die Betroffenen angesichts niedriger Durchschnittsrenten selbst nach 45 Beschäftigungsjahren. Mehr als eine Million Langzeitbeschäftigter müsse in Deutschland mit einer Rente von höchstens 1200 Euro im Monat auskommen.
In einer Studie des Instituts für Arbeitsmarktforschung nannten hingegen nur 43 Prozent der „Silver Worker“ ihre finanzielle Situation als Grund für ihre Tätigkeit. Bei möglichen Mehrfachnennungen fanden die Motive Spaß bei der Arbeit, weiter eine Aufgabe zu haben und Kontakt zu anderen Menschen weit höhere Zustimmung oberhalb von 90 Prozent.
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