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19.08.2024
06:00 Uhr

Rasanter Anstieg des Börsenstrompreises: Ursachen und Auswirkungen

Rasanter Anstieg des Börsenstrompreises: Ursachen und Auswirkungen

Innerhalb von nur zwei Wochen ist der Börsenstrompreis an der europäischen Strombörse EEX um mehr als 14 Prozent gestiegen. Auch der Erdgaspreis am europäischen Handelsplatz TTF verzeichnete im selben Zeitraum einen Anstieg von gut 20 Prozent. Diese Entwicklungen sind eng mit der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere dem Ukraine-Krieg, verknüpft. Fachleute befürchten, dass dieser Preissprung erst der Anfang sein könnte.

Geopolitische Spannungen als Preistreiber

Der Anstieg der Gaspreise ist eine direkte Folge der militärischen Offensive der Ukraine in den russischen Regionen Kursk und Lipezk. Berichten zufolge haben ukrainische Streitkräfte die Gasverdichterstation in Sudscha unter ihre Kontrolle gebracht. Diese Station ist ein zentraler Knotenpunkt für russisches Erdgas, das durch die Ukraine Richtung Europa transportiert wird. Fast die Hälfte aller russischen Gaslieferungen nach Europa läuft über diese Route. Eine Unterbrechung der Gaslieferungen könnte die Verhandlungsposition Russlands erheblich schwächen.

Der Merit-Order-Effekt und seine Folgen

Dr. Christoph Canne, Bundespressesprecher der Bundesinitiative Vernunftkraft, erklärt den Zusammenhang zwischen Gas- und Strompreisen durch den sogenannten Merit-Order-Effekt. Dieser beschreibt die Einsatzreihenfolge der verschiedenen Kraftwerksarten, die ihren Strom an der Börse anbieten. Das teuerste Kraftwerk, das zuletzt zugeschaltet wird, bestimmt den Börsenpreis. Steigen die Gaspreise, erhöhen sich auch die Kosten für Gaskraftwerke, was wiederum den Börsenstrompreis in die Höhe treibt.

Erneuerbare Energien und Netzkosten

Das deutsche Stromnetz wird zunehmend durch Erneuerbare-Energie-Anlagen geprägt. Diese Anlagen speisen ihren Strom unabhängig vom aktuellen Marktpreis ein, was die Kraftwerksreihenfolge beeinflusst und den Preis senken kann. Allerdings haben Netzbetreiber das Problem, dass sie in Zeiten geringer erneuerbarer Energieproduktion, wie bei windstillen Nächten, teure Erzeuger zuschalten müssen.

Prognosen und zukünftige Entwicklungen

In den vergangenen Wochen ist der Börsenstrompreis von 86,7 Euro pro MWh auf knapp 99 Euro angestiegen. Auch der TTF-Gaspreis kletterte von 32,6 auf 39,2 Euro pro MWh. Experten wie James Waddell von Energy Aspects erwarten bei einem sofortigen Stopp der russischen Gaslieferungen TTF-Preise von rund 50 Euro pro MWh für den Winter 2024/25. Die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg wird maßgeblich den Preis beeinflussen.

Auswirkungen auf Verbraucher

Der Börsenstrompreis ist nur ein Teil der Stromrechnung privater Haushalte. Er macht rund 52 Prozent des Endstrompreises aus. Ein Anstieg des Börsenstrompreises um 15 Euro pro MWh erhöht den Preis pro Kilowattstunde für Endkunden um etwa 0,75 Cent. Zudem werden in Zukunft eher die hohen und steigenden Netzkosten zum Problem für deutsche Haushalte, da der Netzausbau für die Energiewende massive Investitionen erfordert.

Insgesamt zeigt sich, dass die geopolitischen Spannungen und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern die Energiepreise in Deutschland stark beeinflussen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt und welche Maßnahmen die Bundesregierung ergreifen wird, um die Stabilität der Energieversorgung und die Bezahlbarkeit für die Bürger zu gewährleisten.

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