Pastor kritisiert Ausgrenzung Ungeimpfter – Kirche und Corona-Aufarbeitung
In einer Zeit, in der die Gesellschaft tief gespalten scheint und der Zusammenhalt mehr denn je gefordert ist, hat sich nun eine Kontroverse innerhalb der Kirche offenbart, die symptomatisch für die breitere Debatte um die Aufarbeitung der Corona-Pandemie steht. In Mecklenburg-Vorpommern lud Bischof Tilman Jeremias zu einer Diskussion ein, die das Thema "Kirche und Corona – was bleibt?" in den Mittelpunkt rückte. Hierbei kam auch die kritische Behandlung Ungeimpfter zur Sprache.
Während der Pandemie haben die Kirchen die staatlichen Maßnahmen mitgetragen und sich teilweise sogar für eine Impfpflicht ausgesprochen. Doch nun, in der Rückschau, zeigt sich ein differenzierteres Bild. Pastor Michael Giebel aus Altentreptow brachte es auf den Punkt: "Ungeimpfte wurden als Verräter an der Nächstenliebe gebrandmarkt", und warf damit ein Schlaglicht auf die pauschale Verurteilung, die viele zu spüren bekamen.
Die Kirche im Spiegel der Gesellschaft
Die Debatte zeigte, dass die Kirche ebenso gespalten ist wie die Gesellschaft selbst. Während einige die Regierungsbeschlüsse als gerechtfertigt ansahen, standen andere den Maßnahmen kritisch gegenüber und hinterfragten diese. Die Positionen reichten von Unterstützung bis hin zu tiefgreifender Kritik, wie sie Pastor Marcus Wenzel äußerte, der für seine impfkritische Haltung stark angefeindet wurde.
Verletzungen und Würde
Die entstandenen Verletzungen wurden innerhalb der Gemeinden kaum aufgearbeitet, wie Giebel anmerkte. Auch die Würde von Impfkritikern wurde nach Aussage von Wenzel mit Füßen getreten. Die Kirche bot nach Ansicht einiger Diskussionsteilnehmer keine Räume für sachliche Diskussionen und verletzte damit elementare Persönlichkeitsrechte.
Pragmatismus versus Ideologie
Es gab jedoch auch Berichte über pragmatische Lösungen, wie die von Barbara Niehaus, die mit ihrem Projekt "Treffpunkt Suppenküche" Wege fand, ohne Ausgrenzung zu helfen. Auch Pastor Christian Ohms berichtete von Bemühungen, ideologische Fragen beiseitezulegen und praktikable Lösungen für alle zu finden.
Die Rolle der Kirche in der Pandemie
Die Diskussion warf auch Fragen nach der Rolle der Kirche in der Pandemie auf. Warum konnte das Abendmahl so leichtfertig aufgehoben werden? Warum schwieg die Kirche zu den massivsten Maßnahmen in Hospizen und Palliativstationen? Diese und weitere Fragen wurden aufgeworfen, aber auf eine Antwort der Kirchenleitung warteten die Kritiker vergeblich.
Die Suche nach Einigkeit
Bischof Jeremias betonte am Ende der Debatte, dass es darauf ankomme, trotz unterschiedlicher Meinungen beisammenzubleiben. Die Kirche sei kein Gesinnungsverein, sondern eine Gemeinschaft von Menschen mit verschiedenen Ansichten. Dieses Bekenntnis zur Vielfalt und zum Dialog könnte ein erster Schritt zur Heilung der Wunden sein, die die Pandemie hinterlassen hat.
Kontroverse Haltungen zur Impfpflicht
Die Haltung zur Impfpflicht spaltete nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirchenführung. Während einige eine Impfpflicht befürworteten, sahen andere darin eine Gefährdung der persönlichen Freiheit und des individuellen Gewissens. Die Evangelische Allianz in Deutschland und andere Kirchenvertreter mahnten zur Freiwilligkeit und warnten vor einer theologischen Endzeitdebatte.
Fazit
Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie und die Rolle der Kirche darin bleiben ein kontroverses Thema. Die Kirche muss sich der Kritik stellen und einen Weg finden, alle Stimmen zu hören und eine Kultur des Dialogs und des Respekts zu pflegen. Nur so kann sie ihrer Rolle als moralische Instanz gerecht werden und zur Heilung der gesellschaftlichen Spaltung beitragen.
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