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24.07.2024
19:27 Uhr

Maskenaffäre: Jens Spahn und die Folgen der Corona-Politik

Maskenaffäre: Jens Spahn und die Folgen der Corona-Politik

Der CDU-Politiker Jens Spahn, der von 2018 bis 2021 als Bundesgesundheitsminister fungierte, steht erneut im Fokus der Kritik. Im Streit um vom Bundesgesundheitsministerium bestellte, aber nicht angenommene und nicht bezahlte Corona-Schutzmasken hat das Oberlandesgericht Köln zugunsten eines Lieferanten entschieden. Das Ministerium soll knapp 86 Millionen Euro plus gut 33 Millionen Euro Verzugszinsen zahlen.

Ein Urteil mit Signalwirkung

Das Urteil könnte weitreichende Konsequenzen haben. Rund 100 weitere ähnliche Klagen sind vor Gericht anhängig. Sollte das Gesundheitsministerium auch diese verlieren, droht ein Gesamtschaden von bis zu 2,3 Milliarden Euro. Schon jetzt gelten die Maskenkäufe als einer der größten Steuerverschwendungsskandale in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Die Rolle Chinas bei der Maskenproduktion

Im März 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, herrschte weltweit ein akuter Mangel an Schutzkleidung. Atemschutzmasken mit dem FFP2-, KN95- oder N95-Standard waren Mangelware. China, der Hauptproduzent von rund 80 Prozent der Masken, hatte den Export gestoppt. Die CDU-Abgeordnete Simone Borchardt erinnerte im Bundestag daran, dass in Deutschland sogar Richtlinien entwickelt wurden, wie man Masken mehrmals benutzen könne.

Spahns "Open House"-Verfahren

In dieser Situation beschloss Jens Spahn, Masken in einem sogenannten "Open House"-Verfahren zu beschaffen. Dabei schließt der öffentliche Auftraggeber Verträge mit allen interessierten Unternehmen ab, ohne eine Auswahl zu treffen. Spahn setzte den Preis pro Maske auf 4,50 Euro, obwohl seine Beamten drei Euro für angemessen hielten. Die Resonanz war überwältigend, und das Ministerium erhielt Bestellzusagen für 5,7 Milliarden Masken.

Politische Verantwortung und Kritik

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich kritisierte, dass der Preis zu hoch angesetzt war und fragte, wer die politische Verantwortung trage. Jens Spahn verteidigte sich und erklärte, dass man unter den damaligen Umständen Entscheidungen treffen musste, um Menschenleben zu retten. "Mit dem Wissen von heute würde ich manche Entscheidung anders treffen", räumte Spahn ein.

Das "Fixgeschäft" und juristische Konsequenzen

Angesichts der hohen Bestellzusagen beendete das Gesundheitsministerium das "Open House"-Verfahren im Mai 2020 und trat von Kaufverträgen zurück, wenn Unternehmen nicht die erwartete Qualität lieferten oder nicht pünktlich liefern konnten. Das Oberlandesgericht Köln erklärte jedoch den Passus des "Fixgeschäfts" für unwirksam, da Lieferanten unangemessen benachteiligt worden seien.

Revision vor dem Bundesgerichtshof

Das Bundesgesundheitsministerium, seit Ende 2021 von der SPD geführt, will den Fall nun vom Bundesgerichtshof klären lassen. Sollte der Bundesgerichtshof den Fall abweisen, wird das Kölner Urteil rechtskräftig und könnte Signalwirkung auf die übrigen Gerichtsverfahren haben – mit erheblichen finanziellen Folgen.

Politische Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen

Jenseits der juristischen Klärung geht die politische Debatte weiter. Waren die staatlichen Corona-Maßnahmen mit ihren tiefen Eingriffen in die Grundrechte gerechtfertigt? Welche Lehren sind aus der Pandemie zu ziehen? Die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP konnten sich bisher nicht einigen, in welcher Form eine Aufarbeitung angemessen wäre. Sympathien gibt es für einen Bürgerrat, während Grüne und FDP zusätzlich eine Enquete-Kommission im Bundestag fordern.

Die Corona-Pandemie ist zwar Geschichte, aber politisch und finanziell ist sie längst nicht abgeschlossen. Die Maskenaffäre zeigt einmal mehr, wie chaotisch und kostspielig die damalige Krisenbewältigung war – und dass die Aufarbeitung noch lange nicht beendet ist.

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