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27.06.2024
16:22 Uhr

Krankenkassen warnen vor drastischem Anstieg der Sozialabgaben

Krankenkassen warnen vor drastischem Anstieg der Sozialabgaben

Eine aktuelle Studie der DAK zeigt alarmierende Prognosen für die Entwicklung der Sozialabgaben bis 2035. Ohne politische Maßnahmen könnte der Beitragssatz auf über 50 Prozent steigen, was Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen belasten würde.

Beitragssätze könnten explodieren

Andreas Storm, Vorstandschef der Krankenkasse DAK, äußerte sich bei der Präsentation der Studie deutlich: „Die Vorstellung, dass die 40-Prozent-Marke bei den Sozialabgaben gehalten werden kann, ist eine blanke Illusion“. Laut der Untersuchung, die das IGES-Institut im Auftrag der DAK durchgeführt hat, wird der Anteil der Sozialabgaben bis 2035 auf über 48 Prozent ansteigen. Im schlimmsten Fall könnte dieser sogar die 50-Prozent-Marke überschreiten.

Historischer Anstieg in der aktuellen Wahlperiode

Die Beiträge zur Krankenversicherung, Rentenkasse, Pflegekasse und Arbeitslosenversicherung werden demnach in der aktuellen Wahlperiode (2021 bis 2025) voraussichtlich einen beispiellosen Anstieg erleben. „Wir erleben den historisch höchsten Beitragsanstieg in der GKV (gesetzliche Krankenversicherung, Anm. d. Red.) in einer Wahlperiode“, erklärte Storm. Ohne politische Intervention werde dieser Trend weiter anhalten.

Prognosen für die kommenden Jahre

Die Studie prognostiziert, dass die Beiträge zur Krankenversicherung bis 2035 von derzeit 16,4 Prozent auf 19,3 Prozent steigen werden. Allein zwischen 2022 und 2025 wird der Anstieg des Zusatzbeitrags durchschnittlich 1,0 Prozent betragen haben. Das IGES prognostiziert für die kommenden Jahre weitere Beitragssteigerungen:

  • 2025: 16,9 Prozent (+0,5 Prozent vgl. zu 2024)
  • 2026: 17,4 Prozent (+1,0 Prozent)
  • 2027: 17,4 Prozent (+1,0 Prozent)
  • 2030: 18,1 Prozent (+1,7 Prozent)
  • 2035: 19,3 Prozent (+2,9 Prozent)

Forderungen der Krankenkassen

Um diese Erhöhungen zu bekämpfen, schlägt die DAK verschiedene Maßnahmen vor. Andreas Storm stellte einen zweistufigen Stabilitätspakt vor, der die Beitragserhöhungen bei den Krankenkassen um 2,8 Prozent reduzieren würde. Dadurch würden die Beiträge in den nächsten zehn Jahren nur um 0,1 Prozentpunkte auf 16,5 Prozent steigen.

Bürgergeld-Empfänger im Fokus

Ein zentraler Bestandteil dieses Stabilitätspaktes ist die Forderung, dass der Bund künftig die Krankenkassenbeiträge von Bürgergeldempfängern aus Steuermitteln übernimmt. Laut Storm beläuft sich diese Summe derzeit auf jährlich 9,2 Milliarden Euro, die der Bund den Kassen erstatten sollte. Der Verwaltungsrat der DAK bezeichnete dies bei seiner letzten Sitzung in Dresden als „sozialpolitischen Skandal“.

„Die gesetzlichen Krankenkassen erhalten für diese Personen [Bürgergeldempfänger, Anm. d. Red.] monatlich jeweils rund 120 Euro aus Steuermitteln. Das ist nachweislich nicht kostendeckend. Wird dagegen ein Privatversicherter zum Bürgergeldempfänger, zahlt der Staat der Versicherung dafür 420 Euro monatlich im Basistarif. Das ist dreieinhalb Mal so viel.“

Weitere Maßnahmen gefordert

Darüber hinaus schlägt der Chef der Krankenkasse eine „Dynamisierung“ des Bundeszuschusses für die gesetzlichen Kassen vor. Auch hier soll der Bund mehr Steuergelder an die GKV abgeben. Im Jahr 2024 hat die Bundesregierung 14,5 Milliarden Euro als Bundeszuschuss an die Krankenkassen überwiesen.

Auswirkungen auf Arbeitnehmer

Die prognostizierten Beitragsanpassungen werden sich spürbar auf die monatlichen Ausgaben der Arbeitnehmer auswirken. Hier einige Beispiele für die GKV-Beiträge bei verschiedenen Brutto-Gehältern:

  • 2500 Euro brutto: 205 Euro (2024) bis 241,25 Euro (2035)
  • 3000 Euro brutto: 246 Euro (2024) bis 289,50 Euro (2035)
  • 3500 Euro brutto: 287 Euro (2024) bis 337,75 Euro (2035)
  • 4000 Euro brutto: 328 Euro (2024) bis 386 Euro (2035)
  • 5000 Euro brutto: 410 Euro (2024) bis 482,50 Euro (2035)

Steigende Belastungen auch in anderen Bereichen

Doch nicht nur die Beiträge für die Krankenversicherung werden steigen. Auch für die Rentenkasse (bis 2035 auf 22,3 Prozent), die Pflegekasse (bis 2035 auf 4,07 Prozent) und die Arbeitslosenversicherung (bis 2035 auf 3,0 Prozent) sind Beitragserhöhungen zu erwarten. Dies führt zu sinkenden Einnahmen privater Haushalte bei gleichbleibenden Leistungen, was sich wiederum auf die Gesamtwirtschaft auswirken kann.

Insgesamt prognostiziert das IGES einen Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge auf fast 50 Prozent ohne neue politische Gegenmaßnahmen. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik rechtzeitig Maßnahmen ergreifen wird, um diese Entwicklung zu bremsen.

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