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08.01.2025
06:59 Uhr

Erdogans Gas-Coup: Türkei will Europas neue Energie-Drehscheibe werden

Erdogans Gas-Coup: Türkei will Europas neue Energie-Drehscheibe werden

Ein geopolitisches Schachspiel um Europas Energieversorgung nimmt seinen Lauf: Nach dem Ende des ukrainischen Gas-Transits wittert die Türkei ihre große Chance. Das Land am Bosporus möchte sich als unverzichtbarer Knotenpunkt für russische Gaslieferungen nach Europa etablieren - und dabei kräftig mitverdienen.

Das Ende einer Ära: Ukrainischer Gas-Transit Geschichte

Mit dem Jahreswechsel ist eine jahrzehntelange Tradition zu Ende gegangen: Kein russisches Gas fließt mehr durch die legendäre "Bruderschaft"-Pipeline über ukrainisches Territorium. Die 4.451 Kilometer lange Transportroute, die seit den 1960er Jahren treue Dienste leistete, ist nun Geschichte. Damit verliert die Ukraine nicht nur ihre strategische Position als Transitland, sondern auch rund 800 Millionen US-Dollar an jährlichen Transitgebühren.

Erdogans ambitionierte Pläne

In diese Lücke will nun die Türkei stoßen. Mit der "Turkish Stream"-Pipeline verfügt das Land bereits über eine direkte Gasverbindung zu Russland. Der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar brüstet sich mit beeindruckenden Zahlen: Bis zu 80 Milliarden Kubikmeter Gas könnte das Land theoretisch jährlich importieren - genug, um davon 30 Milliarden nach Europa weiterzuleiten.

Der "Turkish Blend" - mehr als nur Marketing?

Besonders interessant erscheint das Konzept des sogenannten "Turkish Blend": Hierbei soll russisches Gas mit Lieferungen aus anderen Quellen vermischt und als türkisches Produkt re-exportiert werden. Ein geschickter Schachzug, der möglicherweise auch westlichen Sanktionsvorgaben gerecht werden könnte.

Die Realität dürfte jedoch ernüchternder aussehen. Experten wie Mehmet Öğütçü vom London Energy Club warnen vor überzogenen Erwartungen: "Die vorhandene Infrastruktur reicht bei weitem nicht aus, um die Ukraine als Transitroute vollständig zu ersetzen."

Europas energiepolitische Abhängigkeiten

Die aktuelle Entwicklung zeigt einmal mehr die fragwürdige Energiepolitik der EU auf. Statt echter Unabhängigkeit wird lediglich die Abhängigkeit von einem Transitland durch ein anderes ersetzt. Während die grüne Energiewende in Deutschland mit Vollgas vorangetrieben wird, manifestiert sich parallel die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen - nun eben über den Umweg Türkei.

Besonders pikant: Die Türkei selbst bezieht fast die Hälfte ihres Gases aus Russland und ist nach China der zweitgrößte Abnehmer russischen Gases. Eine Position, die Präsident Erdogan zweifellos zu nutzen weiß, um seine geopolitischen Interessen durchzusetzen.

Fazit: Neue Abhängigkeiten statt echter Lösungen

Während sich die deutsche Politik in ideologischen Debatten um Wärmepumpen und Windräder verliert, entstehen im internationalen Energiegeschäft neue Realitäten. Die Türkei könnte als lachender Dritter aus der aktuellen Situation hervorgehen - auf Kosten einer echten europäischen Energieunabhängigkeit.

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