Die Welt wird reicher – Deutschland fällt zurück
Gute Nachrichten kommen vom Global Wealth Report der UBS Bank für das Jahr 2024: Die Welt wird wohlhabender, und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind weitgehend überwunden. Allerdings gibt es eine bedeutende Ausnahme: Deutschland. Während der globale Wohlstand zunimmt, bleibt Deutschland zurück – mit Ausnahme des reichsten Bevölkerungssegments.
Globaler Wohlstand wächst, Deutschland hinkt hinterher
Der Global Wealth Report der Schweizer Großbank UBS zeigt, dass der weltweite Wohlstand nach der Corona-Delle wieder an Fahrt gewonnen hat. Analysten haben weltweit 56 Schlüsselmärkte untersucht, die zusammen 432 Billionen US-Dollar an Wohlstand repräsentieren – das sind 92,2 Prozent des globalen Wohlstands. Die Welt werde, so heißt es im Bericht, in allen Vermögenssegmenten reicher. Besonders in Schwellenländern wächst das Vermögen deutlich schneller als in den bereits hoch entwickelten Märkten.
Deutschland: Rückgang des Wohlstands
Deutschland ist eine der Ausnahmen von dieser positiven Entwicklung. Zwar ist die Zahl der Finanzmillionäre weiter gestiegen, doch das Medianeinkommen ist sowohl im EU- als auch im weltweiten Maßstab rückläufig. Deutschland liegt weltweit auf dem sechsten Platz mit 2,8 Millionen Bürgern, die über ein siebenstelliges Vermögen verfügen. Dennoch ist das Netto-Reinvermögen der Deutschen insgesamt im Vorjahr auf 17,75 Milliarden Euro gesunken. Im Vorjahr lag es noch bei mehr als 18 Milliarden Euro.
Vermögenstransfers und globale Wanderungsbewegungen
Der Bericht zeigt auch, dass die Wahrscheinlichkeit, mehr Wohlstand zu erlangen, global höher ist als jene, ärmer zu werden. Die Chance, aus dem ärmsten Wohlstandssegment aufzusteigen, liegt bei 61,7 Prozent. Mit 37,7 Prozent ist die Chance, aus der Mittelschicht in die Oberschicht aufzusteigen, ebenfalls signifikant. Diese Dynamik fördert in Ländern der Südhalbkugel die Bereitschaft, den Lebensmittelpunkt zu verlagern, was zu Wanderungsbewegungen aus ländlichen Gebieten in die Städte des eigenen Landes oder in Richtung Nordhalbkugel führt.
Erhebliche Vermögenstransfers in den kommenden Jahrzehnten
In den nächsten 20 bis 25 Jahren könnten Vermögenstransfers in einem Umfang von bis zu 83,5 Billionen US-Dollar stattfinden. Der größte Anteil davon wird sich zwischen Ehegatten und Generationen innerhalb eines Haushalts vollziehen. Ein weiterer Faktor sind sogenannte Remittances, Überweisungen von Einwanderern in ihre Herkunftsländer, die 2021 weltweit mehr als 600 Milliarden US-Dollar betrugen.
Deutschland auf dem Weg zum „Armenhaus Europas“?
Die Entwicklungen der vergangenen Jahre wie Inflation, höhere Zinsen, höhere Schulden und Preisverfall bei Immobilien sind nicht die einzigen Faktoren für den rückläufigen Wohlstand in Deutschland. Auch die schwache Wirtschaftsentwicklung und die sinkende Kaufkraft tragen dazu bei. In den 2000er-Jahren betrug das jährliche Wachstumstempo beim Vermögen in Deutschland noch sechs Prozent. Seit 2010 ist es auf nur noch drei Prozent gesunken – Tendenz weiter fallend.
Positivbeispiele: Türkei, Katar und Russland
Der Global Wealth Report nennt die Türkei als Positivbeispiel für eine positive Entwicklung zwischen 2022 und 2023. Dort ist der Wohlstand pro Erwachsenem um 157 Prozent gestiegen – in türkischer Lira gerechnet. Auch Katar und Russland haben mit einem Plus von jeweils knapp 20 Prozent massiv an Vermögen zugelegt. Erwachsene in den USA konnten sich im Schnitt über ein Plus von 2,5 Prozent freuen. In Europa verzeichnete lediglich Großbritannien ein Plus im zweistelligen Bereich.
Die Erkenntnisse des Global Wealth Reports werfen ein kritisches Licht auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Während die Welt reicher wird, scheint Deutschland den Anschluss zu verlieren. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf diese Herausforderungen reagieren wird.
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