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25.10.2024
19:03 Uhr

Deutsches Schleusernetzwerk bringt Flüchtlinge über den Ärmelkanal nach Großbritannien

Deutsches Schleusernetzwerk bringt Flüchtlinge über den Ärmelkanal nach Großbritannien

Eine jüngste Recherche der BBC hat ein erschreckendes Bild über die Rolle deutscher Städte im Menschenschmuggel aufgedeckt. Im Zentrum steht ein Schleusernetzwerk in Essen, das Flüchtlinge auf gefährlichen Routen über den Ärmelkanal nach Großbritannien bringt. Für eine horrende Summe von 15.000 Euro bot man einem Undercover-Journalisten eine Überfahrt in einem maroden Schlauchboot an.

Deutschland als logistisches Zentrum

Wie die BBC durch verdeckte Ermittlungen herausfand, dient Deutschland zunehmend als logistisches Zentrum für die Lagerung und den Transport von Schlauchbooten und Motoren, die bei der Überfahrt über den Ärmelkanal eingesetzt werden. Ein BBC-Journalist traf sich unter falscher Identität mit zwei Männern in Essen, um über den Preis einer Überfahrt nach Großbritannien zu verhandeln.

Das Angebot der Schleuser

Das Angebot, das der Undercover-Journalist unter dem Decknamen „Hamza“ erhielt, umfasst ein Schlauchboot, einen Außenbordmotor und 60 Schwimmwesten – alles für 15.000 Euro. Diesen „guten Preis“ bietet ihm Abu Sahar, ein Vermittler, der über ein Netzwerk in der Migrantengemeinschaft erreichbar ist. Mit dabei ist ein zweiter Mann, „al-Khal“, eine einflussreiche Persönlichkeit in dieser kriminellen Struktur, die auch bewaffnete Leibwächter einsetzt.

Gefährliche Katz-und-Maus-Spiele

Die Gespräche mit den Schmugglern verlaufen in mehreren Etappen: Anfänglich trafen sich die Männer in der Essener Innenstadt, wo Abu Sahar den Journalisten über die Details informierte. Der Vorschlag, das Boot vor Ort zu inspizieren, wurde jedoch abgelehnt. Das Risiko, das Lagerhaus zu besuchen, sei zu hoch, da sie immer wieder „Katz-und-Maus-Spiele mit der deutschen Polizei“ spielten.

Rechtliche Grauzonen und strategische Vorteile

Da der Menschenschmuggel aus Deutschland nach Großbritannien aufgrund von Brexit-Grauzonen rechtlich schwer zu verfolgen ist, bleibt das Land eine Transitroute, die nur schwer zu unterbinden ist. Deutsche Städte wie Essen liegen strategisch günstig, um Boote innerhalb weniger Stunden an die französische Küste zu transportieren, ohne dass die Überwachung der französischen Behörden direkt greift.

„Es ist wichtig, den Deutschen zu zeigen, dass diese Boote mit Straftaten an unseren Küsten in Verbindung stehen, damit sie eingreifen können“, erklärte Pascal Marconville, ein Staatsanwalt aus Nordfrankreich, gegenüber der BBC.

Internationale Zusammenarbeit gefordert

Nach Angaben der britischen Kriminalpolizei, der National Crime Agency (NCA), wurden in Deutschland mehrere Razzien durchgeführt. Im Februar beschlagnahmten die Behörden in einer großangelegten Aktion Boote, Motoren und Rettungswesten; 19 Verdächtige wurden verhaftet. Diese Festnahmen erfolgten jedoch auf Veranlassung belgischer und französischer Behörden.

Trotz dieser Einsätze bleibt die Frustration bei britischen Behörden bestehen, da Deutschland das Problem auf die illegale Überfahrt als „nicht direkt relevant für seine Grenzen“ einstuft. Britische Politiker und die Innenministerin Yvette Cooper drängen daher auf weitere Kooperation: „Nur durch die Zusammenarbeit mit anderen Ländern können wir unsere Grenzsicherheit stärken und diesem entsetzlichen Menschenhandel Einhalt gebieten.“

Enorme Gewinnspannen für Schleuser

Die Gewinnspannen für die Schleuser sind enorm: Pro Überfahrt berechnen die Banden etwa 2.000 Euro pro Person, wodurch sie bei überfüllten Booten mit Dutzenden Passagieren beträchtliche Summen verdienen. Khal erklärte Hamza, dass er den Preis von 15.000 Euro für ein „Paket“ bevorzuge, das ein voll ausgestattetes Boot in Calais umfasst. Alternativ wäre ein einfacheres Paket für 8.000 Euro möglich, bei dem Hamza das Boot selbst in Essen abholen und nach Frankreich bringen müsste. Khal schlug zudem vor, das Geld über das informelle Hawala-System zu überweisen – eine Methode, bei der Zahlungen über ein Netzwerk von Mittelsmännern weltweit und ohne formelle Banküberweisungen abgewickelt werden.

Diese Enthüllungen werfen ein grelles Licht auf die dunklen Machenschaften, die in deutschen Städten wie Essen stattfinden. Es wird höchste Zeit, dass die deutschen Behörden energisch gegen diese kriminellen Netzwerke vorgehen und ihre internationalen Verpflichtungen ernst nehmen.

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