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23.06.2024
09:27 Uhr

AfD-Hochburg auf der Schwäbischen Alb: Ursachen und Hintergründe

AfD-Hochburg auf der Schwäbischen Alb: Ursachen und Hintergründe

In der kleinen Gemeinde Hausen im Killertal, einem Teilort von Burladingen in Baden-Württemberg, hat die AfD bei der Europawahl außergewöhnlich viele Stimmen erhalten. Fast 40 Prozent der Wähler entschieden sich für die Partei, eine Zahl, die weit über dem Bundesdurchschnitt von 15,9 Prozent liegt. Doch was treibt die Menschen in dieser Region dazu, der AfD ihre Stimme zu geben?

Ein Dorf im Wandel

Hausen im Killertal ist ein beschaulicher Ort mit 1.020 Einwohnern. Einst landwirtschaftlich geprägt, gibt es heute nur noch einen Vollzeit-Bauernhof. Die Infrastruktur ist überschaubar: Ein Pizza-Service, aber kein Bäcker oder Metzger. Dennoch gibt es eine Grundschule mit Lehrschwimmbecken, auf die Ortsvorsteher Erwin Staiger besonders stolz ist. Hier werden auch Kinder von Geflüchteten unterrichtet, die gut integriert seien, wie Staiger betont. Umso überraschender sei für ihn das starke Abschneiden der AfD.

Protestwahl oder echte Überzeugung?

Viele Bürger seien mit der Politik der Bundesregierung unzufrieden, erklärt Staiger. Bürokratie und das Gebäudeenergiegesetz seien oft genannte Kritikpunkte. Möglicherweise habe die Europawahl als Ventil für diese Unzufriedenheit gedient. Interessanterweise habe die AfD in Burladingen keinen expliziten Europawahlkampf geführt. Vielmehr sei die Ablehnung des Windkraftausbaus und die allgemeine Protesthaltung ausschlaggebend gewesen.

Beliebtheit lokaler AfD-Politiker

Ein weiterer Faktor könnte der lokale AfD-Vorsitzende Joachim Steyer sein, der in der Gemeinde einen Installateur-Betrieb betreibt und sowohl im Burladinger Gemeinderat als auch im Landtag sitzt. Steyer betont, dass die AfD keine fremdenfeindliche Partei sei, sondern die lokale Kultur bewahren wolle. Themen wie Energiekosten und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland seien ebenfalls wichtig für die Wähler.

Wirtschaftliche Perspektiven und Integration

Die Unternehmerin Bonita Grupp, Tochter des bekannten Trigema-Chefs Wolfgang Grupp, sieht in der Zuwanderung eine Notwendigkeit für die Wirtschaft. Ihr Unternehmen beschäftige bereits 70 Geflüchtete, und es sei geplant, weitere Arbeitskräfte aus diesem Kreis zu rekrutieren. Grupp betont, dass Fremdenfeindlichkeit in ihrem Betrieb kein Thema sei und die Integration gut funktioniere.

Traditionell konservative Region

Wahlforscher Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim erklärt, dass im Landkreis Zollernalb traditionell konservativ gewählt werde. Die sozialen Probleme seien hier weniger drängend als in anderen AfD-Hochburgen. Oft werde das abstrakte Fremde als Bedrohung wahrgenommen, was zu hohen AfD-Stimmenanteilen führe. In Burladingen könnte zudem ein hoher Anteil an Protestwählern existieren.

Fazit: Ein komplexes Bild

Die hohe Zustimmung zur AfD in Burladingen-Hausen ist ein komplexes Phänomen. Es spiegelt sowohl lokale Unzufriedenheit mit der Bundesregierung als auch traditionelle konservative Werte wider. Die Rolle lokaler AfD-Politiker und wirtschaftliche Überlegungen tragen ebenfalls zur Erklärung bei. Wie die Politik in Zukunft mit dieser Entwicklung umgehen wird, bleibt abzuwarten.

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