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03.07.2024
12:03 Uhr

Technologie und soziale Medien: Verlust essenzieller Fähigkeiten?

Technologie und soziale Medien: Verlust essenzieller Fähigkeiten?

Der Organisationspsychologe Richard Davis schlägt Alarm: Die zunehmende Durchdringung unseres Alltags durch Technologien, soziale Medien und künstliche Intelligenz führe dazu, dass Menschen essenzielle kognitive und soziale Fähigkeiten verlieren. Diese Fähigkeiten seien jedoch entscheidend für ein erfolgreiches Privat- und Berufsleben, so Davis.

Kritik an der Digitalisierung der Bildung

Besonders in Deutschland betone die Politik die Wichtigkeit digitaler Medien in der Bildung. Doch in Ländern wie Schweden sei bereits ein Umdenken zu beobachten. Dort werde der Einsatz von Digitalmedien kritisch hinterfragt, da er zu einem Rückgang der Lernkompetenz führe. Experten wie Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung und Medientheorie an der Hochschule Offenburg, warnen seit Jahren vor den negativen Auswirkungen von Smartboards und Tablets in Schulen.

Verlust der Empfänglichkeit

Richard Davis, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Russell Reynolds Associates, betont, dass Menschen zunehmend ihre Fähigkeit verlieren, eigenständig zu entscheiden und andere zu verstehen. Diese Fähigkeit, die er als Empfänglichkeit bezeichnet, sei essenziell für ein gutes Urteilsvermögen. Davis führt das Beispiel des globalen Satellitennavigationssystems GPS an: Früher nutzten Menschen physische Karten oder ihr Gedächtnis, um sich zu orientieren. Heute verlassen sie sich auf ihre Telefone und könnten sich leichter verirren, wenn diese ausfallen.

Soziale Interaktionen in Gefahr

Auch die Fähigkeit, miteinander zu sprechen und in Kontakt zu treten, sei gefährdet. Davis warnt: „Wenn Ihr Kopf von Ihrem Telefon eingenommen ist, Sie Menschen über Tinder-Profile kennenlernen oder Ihre geschäftlichen Entscheidungen nur auf der Grundlage eines Lebenslaufs treffen, ohne eine Person wirklich gesehen oder Zeit mit ihr verbracht zu haben, verlieren Sie Ihre grundlegende menschliche Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen.“

Die positiven Seiten der Technologie

Technologie könne zwar helfen, effizienter und produktiver zu arbeiten und zu lernen, aber eine ständige Abhängigkeit von Geräten sei langfristig schädlich. Davis rät dazu, möglichst wenig aufs Handy zurückzugreifen und mehr bildschirmfreie Aktivitäten wie Sport und das Lesen von Büchern zu fördern. Diese Aktivitäten stärken nachweislich die Aufnahmefähigkeit und Kognition.

Die Meinung anderer Experten

Ähnlich kritisch äußert sich der Sozialpsychologe Jonathan Haidt. Er präsentiert Daten, die eine sprunghafte Zunahme von schweren Depressionen und Angststörungen bei jungen Amerikanern seit 2010 zeigen. Haidt sieht einen Zusammenhang zwischen der Einführung bestimmter Technologien und dem Anstieg psychischer Störungen. Er ruft dazu auf, die Gehirne unserer Kinder vor irreversiblen Schäden zu bewahren.

Langfristige Auswirkungen

Haidt argumentiert, dass Social Media-Plattformen die natürliche menschliche Kommunikation untergraben. Traditionelle soziale Interaktionen seien durch „eins-zu-eins“ oder „eins-zu-mehreren“ Gespräche gekennzeichnet, die durch Mimik und Körpersprache begleitet werden. Diese Elemente fehlen in den digitalen Interaktionen, was zu einer Destabilisierung der Nutzer führen könne.

Fazit

Die Kritik an der zunehmenden Technologisierung und Digitalisierung unseres Alltags wächst. Experten wie Richard Davis und Jonathan Haidt warnen vor den langfristigen negativen Auswirkungen auf unsere kognitiven und sozialen Fähigkeiten. Es ist an der Zeit, ein Umdenken zu fördern und den übermäßigen Einsatz von Technologien kritisch zu hinterfragen, um die essenziellen Fähigkeiten des eigenständigen Denkens und des Verstehens anderer Menschen zu bewahren.

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