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10.04.2024
05:28 Uhr

State Street setzt auf Kehrtwende: Prognose tieferer Fed-Zinsen trotz Marktgegensatz

State Street setzt auf Kehrtwende: Prognose tieferer Fed-Zinsen trotz Marktgegensatz

Während die US-Märkte ihre Erwartungen an sinkende Zinsen der Federal Reserve (Fed) nach robusten Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten nachjustieren, positioniert sich ein Schwergewicht der Vermögensverwaltung gegen den Strom: State Street Global Advisors sieht eine andere Zukunft für die amerikanische Geldpolitik.

Markt revidiert Erwartungen, State Street bleibt konträr

Die Marktteilnehmer, die zu Beginn des Jahres noch von bis zu sechs Zinssenkungen ausgingen, haben ihre Prognosen auf nunmehr zwei bis drei Senkungen reduziert. Selbst die für Juni angenommene Zinssenkung scheint nicht mehr sicher – die Wahrscheinlichkeit wird auf knapp 50 Prozent taxiert.

Doch State Street, der viertgrößte Vermögensverwalter weltweit, schlägt einen anderen Weg ein. Laut Bloomberg erwartet das Unternehmen eine aggressive Zinssenkung um 50 Basispunkte bereits im Juni, entgegen dem allgemeinen Konsens. Bis zum Jahresende könnten es nach deren Einschätzung sogar insgesamt 150 Basispunkte werden, was das Zweieinhalbfache der aktuellen Marktannahmen darstellt.

US-Wirtschaft: Nicht so robust wie angenommen?

State Street sieht Anzeichen für eine fragilere US-Wirtschaft, als es die jüngsten Daten suggerieren. Indikatoren wie Zahlungsrückstände bei Kreditkarten und steigende Kreditkosten für kleine Unternehmen deuten auf mögliche Risse im Fundament der US-Konjunktur hin. Auch die Stimmung unter US-Kleinunternehmern, die ein 11-Jahres-Tief erreicht hat, stärkt diese Annahme.

"Der Markt unterschätzt die Wahrscheinlichkeit tieferer Einschnitte", erklärte Lori Heinel, Chief Investment Officer bei State Street in Boston. "Es handelt sich um eine sehr fragile Konjunkturerholung, obwohl sie oberflächlich robust aussieht."

Einfluss der US-Wahlen im November

State Street vermutet, dass die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen im November die Fed zu einer vorsichtigeren Zinspolitik veranlassen könnten. Der Vermögensverwalter betont, dass die Fed zwar behauptet, unpolitisch zu handeln, aber dennoch versuchen wird, in dem sensiblen Zeitfenster um die Wahlen herum keine großen Wellen zu schlagen.

Strategische Positionierung von State Street

Trotz der Meinungsschwankungen am Markt bleibt State Street bei seiner Prognose und ist in US-Aktien und langlaufenden Staatsanleihen übergewichtet. Aufgrund der Stärke des US-Dollars hält sich das Unternehmen mit Investitionen im Ausland zurück. Zusätzlich hat State Street die Gold-Quote erhöht, um sich gegen zunehmende Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren abzusichern.

"Die Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren hat zugenommen, sodass man nach Absicherungen suchen sollte. Das sind in der Regel inflationsgeschützte Anlagen wie Gold, aber wir kaufen unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung und nicht des Inflationsschutzes", sagte Heinel.

Kritische Betrachtung der aktuellen Geldpolitik

Die Prognose von State Street stellt eine mutige Herausforderung an den aktuellen Marktkonsens dar und zeigt, wie unterschiedlich die Einschätzungen zur zukünftigen geldpolitischen Entwicklung in den USA sind. Es bleibt abzuwarten, ob diese konträre Sichtweise sich als weitsichtig erweisen wird, oder ob die Mehrheit der Marktteilnehmer mit ihrer vorsichtigeren Anpassung der Zinserwartungen richtig liegt.

Die klare Positionierung von State Street könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Märkte möglicherweise zu optimistisch in Bezug auf die Stabilität der US-Wirtschaft sind und dass eine konservativere Haltung gegenüber der Geldpolitik angebracht sein könnte. In Zeiten, in denen politische Entscheidungen und wirtschaftliche Entwicklungen schwer vorhersehbar sind, scheint eine Diversifizierung in traditionelle Wertsicherungsmittel wie Gold ein vernünftiger Schritt zu sein.

Die Diskussion um die Fed-Zinspolitik verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, politische und wirtschaftliche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und nicht vorschnell den vorherrschenden Meinungen zu folgen. Die deutsche Wirtschaft und Anleger sollten sich ein Beispiel an solch kritischen und unabhängigen Denkweisen nehmen, um langfristig stabile Vermögenswerte zu sichern und sich nicht von kurzfristigen Marktbewegungen leiten zu lassen.

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