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16.10.2024
06:06 Uhr

Russlands Schattenflotte wächst trotz Sanktionen um 70 Prozent

Russlands Schattenflotte wächst trotz Sanktionen um 70 Prozent

Trotz der umfassenden Sanktionen des Westens gegen Russland, insbesondere im Zuge des Ukraine-Konflikts, hat Moskau es geschafft, seine sogenannte Schattenflotte erheblich auszubauen. Diese Flotte, bestehend aus alten, schlecht gewarteten und oft unzureichend versicherten Öltankern, hat sich als Mittel erwiesen, um die Sanktionen zu umgehen und weiterhin Öl zu exportieren.

Ein Boom trotz Sanktionen

Laut einem Bericht der Kyiv School of Economics (KSE) ist die Menge des russischen Öls, das auf diesen Schattenflottenschiffen transportiert wird, von 2,4 Millionen Barrel pro Tag im Juni 2023 auf 4,1 Millionen Barrel pro Tag im Juni 2024 gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von fast 70 Prozent. Der Bericht mit dem Titel „Schaffung ‚schattenfreier‘ Zonen“ zeigt auf, dass viele dieser Schiffe trotz ihrer Präsenz auf Sanktionslisten weiterhin aktiv sind.

Gefahr für europäische Gewässer

Die Autoren des Berichts warnen vor den erheblichen Risiken, die diese Schattenflotte für die Umwelt und die Sicherheit in europäischen Gewässern darstellt. Viele dieser Schiffe befahren regelmäßig stark frequentierte Routen wie die Ostsee, die dänische Meerenge und die Straße von Gibraltar. Ohne angemessene Versicherungen und Wartung könnten diese Tanker zu Umweltkatastrophen führen, die die EU und ihre Nachbarländer teuer zu stehen kommen könnten.

Die Schattenflotte und ihre Risiken

Der Aufbau dieser Schattenflotte hat Russland schätzungsweise 10 Milliarden Dollar gekostet. Laut dem KSE-Bericht transportiert diese Flotte mittlerweile 70 Prozent des russischen Erdöls und 38 Prozent der russischen Ölprodukte. Die Schiffe sind im Durchschnitt 18 Jahre alt und oft in einem schlechten Wartungszustand, was sie extrem gefährlich macht.

Versicherungsprobleme und Zwischenhändler

Aufgrund der Sanktionen musste Russland sich auf inländische Versicherer verlassen, was zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Qualität und Zuverlässigkeit der Versicherung geführt hat. Viele dieser Schiffe fahren unter grauer Flagge und sind anonymen Eigentümern zugeordnet, was eine Verantwortungszuweisung erschwert. Zwischenhändler wie britische Buchhalter und in Dubai ansässige Unternehmen sind in verschiedene Gesellschaftsformen versteckt, was die Nachverfolgung weiter kompliziert.

Havarien und Umweltkatastrophen

In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Unfällen mit diesen Schattenschiffen. Im März 2024 kollidierte der 15 Jahre alte Schattentanker „Andromeda Star“ in der Nähe von Dänemark mit einem anderen Schiff. Glücklicherweise wurde kein Öl verschüttet. Doch in den letzten zwei Jahren haben vier Schiffe der russischen Schattenflotte ihre Maschinenleistung verloren, unter anderem in den Dardanellen und in der dänischen Meerenge.

Explosionen und Fluchtversuche

Ein besonders schwerer Vorfall ereignete sich im Mai 2023, als ein 27 Jahre altes Schiff unter gabunischer Flagge in der Nähe von Indonesien explodierte. Es war offenbar für den Transport von iranischem Öl eingesetzt worden. Weitere Schiffe der russischen Schattenflotte sollen in Ölunfälle verwickelt gewesen sein, wobei einige nach der Verursachung von Umweltschäden die Flucht ergriffen haben.

Es ist offensichtlich, dass die russische Schattenflotte nicht nur eine Herausforderung für die internationalen Sanktionen darstellt, sondern auch erhebliche Risiken für die Umwelt und die Sicherheit in europäischen Gewässern mit sich bringt. Die Einrichtung „schattenfreier“ Zonen könnte ein notwendiger Schritt sein, um diese Bedrohung einzudämmen.

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