„Projekt 33“: US-Marine im Wettlauf gegen die Zeit
Die US-Marine hat mit „Projekt 33“ eine neue Initiative gestartet, um ihre Flotte zu modernisieren und sich auf einen möglichen Konflikt mit China bis zum Jahr 2027 vorzubereiten. Unter der Leitung von Admiral Lisa Franchetti zielt das Projekt darauf ab, die Einsatzbereitschaft der Marine zu erhöhen und ihre Rolle im Kriegsführungssystem der USA zu stärken.
Pazifikraum als strategischer Schwerpunkt
Im Zuge der zunehmenden globalen Spannungen zwischen Washington und Beijing rückt der asiatisch-pazifische Raum immer mehr in den Fokus der US-Außen- und Sicherheitspolitik. Die USA unterstützen mehrere Anrainerstaaten bei ihren Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer und haben ihre Militärpräsenz auf den Philippinen massiv ausgebaut. China hingegen versucht, seine Gebietsansprüche zunehmend mit militärischer Gewalt durchzusetzen und riskiert dabei Konflikte mit den Nachbarstaaten. Besonders brisant ist die Frage um Taiwan, das international nicht anerkannt ist und dessen militärische Wiedervereinigung China anstrebt.
Marine: USA drohen in Rückstand zu geraten
China verfügt mittlerweile mit 370 Schiffen und U-Booten über die zahlenmäßig größte Marine der Welt. Zwar sind die USA in vielen Schlüsselbereichen wie beispielsweise den Flugzeugträgern noch immer führend, doch was die Masse angeht, hinkt der Schiffsbau zunehmend hinterher: Chinas 13 Marinewerften übertreffen die Kapazitäten aller sieben US-Marineschiffswerften bei weitem. Zudem haben die US-Werften mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu kämpfen, der durch frühere Budgetkürzungen und Entlassungen verschärft wurde.
Veraltete Strategien und neue Herausforderungen
Veraltete Beschaffungsstrategien und die Abhängigkeit von teuren traditionellen Kriegsschiffen wie Flugzeugträgern und Zerstörern erschweren eine rasche Erneuerung der US-Flotte. Im Rahmen der neuen US-Marinestrategie wurden sieben kritische Bereiche ermittelt:
- Beseitigung von Instandhaltungsstaus
- Skalierung robotischer und autonomer Systeme
- Verbesserung der Rekrutierung und Bindung von Seeleuten
- Stärkung der Infrastruktur
Technologische Innovationen, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und verteilte maritime Operationen, sollen die Überlegenheit der US-Marine in den Bereichen Einsatzbereitschaft, Integration der Streitkräfte und Kriegsführung sichern.
US-Marine setzt verstärkt auf autonome Systeme
Die US-Marine ist bestrebt, autonome Systeme in ihre Struktur zu integrieren, um Chinas Vorteil im Schiffbau durch technologische Innovation und taktische Neuerungen zu begegnen. Im Februar 2024 forderte das US-Verteidigungsministerium im Rahmen des PRIME-Projekts (Production-Ready, Inexpensive, Maritime Expeditionary) Entwürfe für kostengünstige, autonome Drohnenboote (Small Unmanned Surface Vehicle, SUSV) an. Diese Boote sollen die maritimen Expeditionskapazitäten stärken, vor allem mit Blick auf den Taiwan-Konflikt.
Der Militärexperte Aaron Marchant weist darauf hin, dass die US Navy vor der Herausforderung steht, von einer kurzfristigen „Can-Do“-Kultur zu einer langfristigen, kampfbereiten Denkweise überzugehen, um der Großmachtrivalität mit China und Russland zu begegnen. Er betont, dass die US Navy für zukünftige Einsätze eine Kultur der Einsatzbereitschaft entwickeln müsse, die gut ausgebildete, ausgeruhte und vollständige Besatzungen erfordert.
Mit „Projekt 33“ plant die US-Marine, den Herausforderungen insbesondere Chinas (aber auch Russlands) auf maritimem Gebiet in den kommenden Jahren zu begegnen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Chinas maritime Kapazitäten wachsen sowohl in Qualität als auch Quantität rasant.
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