Pharmaindustrie zahlte über 1 Milliarde Dollar an Gutachter medizinischer Fachzeitschriften
Ein neuer Forschungsbrief, der im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht wurde, offenbart, dass die Pharmaindustrie zwischen 2020 und 2022 insgesamt 1,06 Milliarden Dollar an Gutachter der wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften zahlte. Diese Zahlungen gingen an Gutachter von renommierten Zeitschriften wie The BMJ, JAMA, The Lancet und The New England Journal of Medicine.
Umfang der Zahlungen und deren Verteilung
Von den 1,06 Milliarden Dollar flossen 1 Milliarde Dollar an Einzelpersonen oder deren Institutionen für Forschungsarbeiten. Weitere 64,18 Millionen Dollar wurden für allgemeine Zahlungen wie Reisen und Mahlzeiten aufgewendet. Beratungshonorare und Honorare für Vorträge beliefen sich auf 34,31 Millionen Dollar bzw. 11,80 Millionen Dollar.
Die Studie analysierte fast 2.000 ärztliche Gutachter, von denen mehr als die Hälfte zwischen 2020 und 2022 mindestens eine Zahlung aus der Industrie erhielt. Die Autoren der Studie betonten, dass Interessenkonflikte bei Peer-Reviewern schwerer zu bewerten seien, da die „traditionell undurchsichtige Natur“ der Peer Review die Bewertung erschwere.
Interessenkonflikte und deren Auswirkungen
Die typischen Richtlinien für Interessenkonflikte, die die meisten Zeitschriften für Autoren haben, gelten laut der JAMA-Studie in der Regel nicht für Peer-Reviewer. Obwohl Redakteure von Fachzeitschriften nach diesen Konflikten fragen, werden sie nur selten öffentlich offengelegt. Dies könnte bedeuten, dass viele Gutachter, die aufgrund ihrer akademischen Fachkenntnisse Verbindungen zur Industrie haben, diese Verbindungen nicht transparent machen.
Karl Jablonowski, Ph.D., leitender Wissenschaftler bei Children’s Health Defense, äußerte gegenüber The Defender Bedenken, dass der wissenschaftliche Prozess gefährdet sei, wenn Gutachter der Pharmaindustrie verpflichtet seien und nicht der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Er betonte, dass keine konkurrierenden Interessen im Publikationsprozess existieren sollten, da wissenschaftliche Veröffentlichungen das Mittel der Kommunikation unter Wissenschaftlern seien und daher frei von Interessenkonflikten bleiben müssten.
Einfluss der Pharmaindustrie auf Veröffentlichungen
Dr. Adriane Fugh-Berman, Leiterin von PharmedOut, einem Projekt des Georgetown University Medical Center, erklärte gegenüber MedPage Today, dass Pharmaunternehmen die größten Käufer von Preprint-Artikeln seien und in Zeitschriften stark werben. Dies habe Einfluss darauf, was veröffentlicht werde. Sie wies darauf hin, dass pharmakritische Artikel seltener in Zeitschriften veröffentlicht würden, die von Pharmaunternehmen unterstützt werden.
Forderung nach mehr Transparenz
Die Autoren der Studie identifizierten die Gutachter anhand der 2022 Gutachterlisten der einzelnen Zeitschriften und durchsuchten die Centers for Medicare & Medicaid Services Open Payments Datenbank nach Zahlungen an Gutachter. Die Studie beschränkte sich auf in den USA ansässige Ärzte, da nur diese in Open Payments aufgeführt sind. Von 7.021 Gutachternamen waren 1.962 praktizierende Ärzte und daher durchsuchbar. Von diesen hatten 145 Peer Reviews für mehr als eine Zeitschrift durchgeführt.
Insgesamt fanden die Autoren heraus, dass 1.155 der in die Studie einbezogenen Gutachter zwischen 2020 und 2022 Zahlungen der Industrie erhielten. Mehr als die Hälfte der Gutachter nahm Zahlungen für Reisen, Vorträge und Beratung an. Diese direkten, nicht forschungsbezogenen Zahlungen hatten einen Medianwert von 7.614 Dollar.
Die Studie schloss mit der Feststellung, dass zusätzliche Forschung und Transparenz in Bezug auf Zahlungen der Industrie im Peer-Review-Prozess erforderlich seien. Nur durch umfassendere Offenlegung und Untersuchung könnten potenzielle Interessenkonflikte besser erkannt und gemanagt werden.
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