Gold, Dollar, Franken: Reaktionen der Börsen auf das Trump-Attentat
Ex-US-Präsident und Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist während einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen worden. Obwohl der 78-Jährige nur leicht verletzt wurde und mittlerweile medizinisch Entwarnung gegeben wurde, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen dieser Vorfall auf die Börsenkurse hat.
Unsicherheit und sichere Häfen
Wenn in der größten Volkswirtschaft der Welt ein Präsidentschaftskandidat während eines Wahlkampfauftritts angeschossen wird, dann werden Börsenkurse zwangsläufig beeinflusst. Ökonomen gehen grundsätzlich von zwei Haupteffekten aus, die die Geschehnisse auf das Weltwirtschaftssystem haben dürften – beide jeweils mit unterschiedlichen Auswirkungen auf globale Börsenzahlen.
Polit-Experten sind sich einig: Die USA waren noch nie so gespalten. Die jüngsten Ereignisse rund um den Anschlag auf Donald Trump sind ein Anzeichen für die zunehmende Radikalisierung und Polarisierung rund um das Amt des US-Präsidenten. Dies wiederum führt dazu, dass die politische Unsicherheit weiter zunimmt.
Steigt also die Unsicherheit, steigt die Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagewerten, weil andere Werte grundsätzlich volatiler werden. Dies prognostiziert etwa Christian Gattiker, Chefökonom der Bank Julius Baer: «Gut möglich, dass kurzfristig die sicheren Häfen wie der US-Dollar, Gold, der Schweizer Franken, vermeintlich sichere Staatsanleihen und Qualitätsaktien angesteuert werden.»
Wie stark ist der Effekt wirklich?
Grundsätzlich sei es, so Gattiker, allerdings schwierig, die kurzfristige Reaktion an den Börsen nach solch außergewöhnlichen Fällen einzuschätzen. Hinzu kommt, dass etwelche Effekte durch die verhältnismäßig geringfügige Verletzung Trumps ohnehin infrage zu stellen sind. Fakt ist: Der sich grundsätzlich im Aufwind befindende US-Markt hatte sich in den vergangenen Tagen ohnehin stark volatil gezeigt.
Am Donnerstag etwa war es nach besser als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten zu einem großen Verkauf bei US-Technologietiteln gekommen, am Freitag dann umgehend zu einer Erholung. «Russell 2000» und andere Marktsegmente, die sich im bisherigen Jahresverlauf schwach entwickelt hatten, legten hingegen seit letztem Donnerstag deutlich zu.
Effekte von Trumps Popularitätsschub
Ein Effekt, der sich bereits Stunden nach dem vermeintlichen Mordversuch klar abzeichnet, ist derjenige, dass Trumps Siegeschancen durch den Vorfall deutlich steigen. Dies unterstreicht auch Gattiker – und dürfte sich schon im Verlauf des Parteikonvents der Republikaner diese Woche deutlich zeigen. Gattiker: «Gut möglich, dass wir mit der gereckten Faust in den gleissend blauen Himmel ein ikonisches Bild zu diesem Wahlkampf und darüber hinaus vorliegen haben und dass dies als Wahl entscheidender Moment gewertet werden wird.»
Das würde, so Gattiker, wiederum eine Umkehr in deutlich risikofreudigeren Modus an den Börsen bedeuten, mit höherem Wachstum 2025 dank tieferer US-Steuern und unternehmensfreundlicherer Politik. Experten sind sich nämlich einig: Da Trump im Gegensatz zum tendenziell marktregulierenden Konkurrenten Joe Biden dem (neo-)liberalen Lager angehört, sehen viele Anleger die steigenden Gewinnchancen Trumps als eine kurzfristige Stärkung der US-Wirtschaft.
Wer gewinnt die Präsidentschaftswahl?
Die NZZ fasste jüngst zusammen, dass eine Rückkehr des Milliardärs ins Weiße Haus mit höheren Staatsausgaben, höherer Inflation, höheren Zinsen und sinkenden Steuern einhergehen würde. Ob diese Erwartungshaltung nun durch das Attentat an der Börse schon zusätzliches Gewicht erhält, bleibt abzuwarten.
Gattiker relativiert allerdings: «Wie schnell diese Kehrtwende stattfindet, hängt im Wesentlichen davon ab, wie schnell und erfolgreich die Republikaner diesen Schock in politisches Kapital ummünzen können.»
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