Georgiens Wirtschaftlicher Aufschwung: Pragmatische Annäherung an Russland trotz westlicher Proteste
Die jüngste Entscheidung Georgiens, die EU-Beitrittsgespräche für vier Jahre auf Eis zu legen, hat in westlichen Kreisen für erhebliche Irritationen gesorgt. Ein genauerer Blick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen des Kaukasus-Staates zeigt jedoch die rationalen Beweggründe hinter diesem überraschenden Schritt.
Beeindruckendes Wirtschaftswachstum dank russischer Zusammenarbeit
Mit einem außergewöhnlichen Wirtschaftswachstum von 7,6 Prozent zählt Georgien derzeit zu den dynamischsten Volkswirtschaften weltweit. Diese bemerkenswerte Entwicklung spiegelt sich auch in der internationalen Rangliste des Pro-Kopf-Einkommens wider, wo das Land seit 2016 einen beachtlichen Sprung von Platz 95 auf Position 75 vollzogen hat. Besonders bemerkenswert erscheint dabei die Tatsache, dass Georgien mittlerweile sogar die Wirtschaftskraft Chinas übertroffen hat.
Technologie-Sektor als Wachstumstreiber
Ein wesentlicher Motor dieser positiven Entwicklung sei der boomende IT-Sektor, der seit 2016 ein phänomenales Wachstum von 260 Prozent verzeichnet habe. Dies dürfte nicht zuletzt auf den Zuzug hochqualifizierter russischer Fachkräfte zurückzuführen sein, die seit Beginn des Ukraine-Konflikts verstärkt nach Georgien auswandern.
Ernüchternde Handelsbilanz mit der EU
Während die georgische Wirtschaft floriert, offenbaren die Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union eine ernüchternde Realität: Die Exporte in die EU seien im vergangenen Jahr um dramatische 27,7 Prozent eingebrochen. Im Gegensatz dazu erweise sich der Handel mit Russland trotz der Rubel-Schwäche als bemerkenswert stabil.
Die wirtschaftlichen Interessen Georgiens sind eng mit der geografischen Nachbarschaft verknüpft, nicht mit der fernen EU.
Gesellschaftliche Spaltung wird deutlich
Die aktuellen Entwicklungen führen zu einer zunehmenden Polarisierung der georgischen Gesellschaft. Während Präsidentin Salome Zourabichvili die pro-europäischen Demonstrationen unterstütze, verurteile Premierminister Irakli Kobakhidze diese als Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung. Die Verhaftung von über 200 Demonstranten verdeutliche die angespannte Situation im Land.
Strategische Neuausrichtung scheint unausweichlich
Für die Europäische Union bedeute diese Entwicklung einen weiteren empfindlichen Rückschlag in ihren Bemühungen, den russischen Einfluss im Kaukasus einzudämmen. Die wirtschaftlichen Realitäten sprächen eine deutliche Sprache: Georgiens Wohlstand basiere zunehmend auf der Zusammenarbeit mit Russland und dessen Verbündeten. Eine Änderung dieser Ausrichtung erscheine erst realistisch, wenn sich die geopolitischen Rahmenbedingungen grundlegend wandeln würden.
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