Die EU steht vor einer Energiekrise: Wie soll das fehlende Gas ersetzt werden?
Die Europäische Union steht vor einer ernsten Herausforderung: Ab Januar 2025 plant die Ukraine, den Transit von russischem Gas nach Europa einzustellen. Diese Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf die europäische Energieversorgung haben und stellt die EU vor die dringende Frage, wie das fehlende Gas ersetzt werden kann.
Neue Akteure im Gasgeschäft
Die Ukraine hat angekündigt, Gaslieferungen aus Kasachstan und Aserbaidschan als Ersatz für das russische Gas zu prüfen. Laut Michail Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, sollen diese Lieferungen jedoch nur dann erfolgen, wenn die Logistik, Nachfrage und Vertragsbedingungen stimmen. Diese Pläne setzen jedoch voraus, dass Russland bei der Durchleitung des Gases kooperiert – eine fragliche Annahme angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen.
Verhandlungen mit Aserbaidschan
Wladimir Selenskyj hat bestätigt, dass die Ukraine aktiv über Gaslieferungen aus Aserbaidschan verhandelt. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew äußerte sich bei einem Treffen mit der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni optimistisch über die Möglichkeit eines Durchbruchs in diesen Verhandlungen. Allerdings kritisierte Alijew auch die mangelnde Bereitschaft europäischer Unternehmen, in den Bau neuer Pipelines zu investieren.
Europäische Abhängigkeit von russischem Gas
Obwohl die EU versucht, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, bleibt dieses für viele Länder unverzichtbar. Besonders Österreich, Ungarn und die Slowakei sind stark auf russische Gaslieferungen angewiesen. Laut einem Bericht des Economist machten russische Lieferungen 2023 rund 47 Prozent der ungarischen Gasimporte aus, bei der Slowakei waren es 89 Prozent und bei Österreich sogar 97 Prozent.
Alternativen und Herausforderungen
Derzeit liefert Aserbaidschan Gas über den „Südlichen Gaskorridor“ nach Europa, dessen Kapazität jedoch auf 10 Milliarden Kubikmeter pro Jahr begrenzt ist. Eine Erweiterung auf 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr wird immer wieder verzögert. Auch Kasachstan und Usbekistan sind im Gespräch, aber deren Exportkapazitäten sind begrenzt, da sie ihre eigenen Regionen mit Gas versorgen müssen.
Öltransit ebenfalls betroffen
Zusätzlich zum Gastransit plant die Ukraine ab Januar 2025 auch den Transit von russischem Öl durch die Druschba-Pipeline zu stoppen. Dies betrifft vor allem Ungarn und die Slowakei, die bereits im Sommer gegen eine Reduzierung des Öltransits protestiert hatten. Die EU-Kommission hat diese Beschwerden jedoch ignoriert, was zu weiteren Spannungen führen könnte.
Russlands Position
Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, dass Russland weiterhin bereit sei, seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen, solange diese langfristige Verträge einhalten. Sollte die Ukraine den Transit verweigern, plane Russland, seine Gaslieferungen in andere Regionen zu erhöhen, insbesondere über die Turkish Stream Pipeline.
Fazit
Die EU steht vor einer schwierigen Aufgabe, ihre Energieversorgung sicherzustellen, wenn der Transit von russischem Gas durch die Ukraine endet. Aserbaidschan und Kasachstan könnten potenzielle Ersatzlieferanten sein, jedoch sind deren Kapazitäten begrenzt und erfordern erhebliche Investitionen in die Infrastruktur. Die Abhängigkeit von russischem Gas bleibt bestehen, und ohne eine klare Strategie könnte Europa vor einer ernsthaften Energiekrise stehen.
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