Auszahlung der Lebensversicherung: 6 Tipps, wie Sie das Geld sicher anlegen
Sie haben viele Jahre lang in eine fondsgebundene Lebensversicherung oder eine Kapitallebensversicherung investiert. Jetzt steht eine große Auszahlung an – oder Sie wollen kündigen. Doch wohin mit dem Geld? 6 Tipps, damit bei der Altersvorsorge nichts schief geht.
Wir leben in aufregenden Zeiten: Der Dax steigt auf neue historische Höchststände, die Immobilienpreise gehen durch die Decke und die Zinsen sind so niedrig wie noch nie. Doch viele Anleger haben ein mulmiges Gefühle, wenn sie auf die massive Geldschöpfung der EZB oder die hohen Staatsschulden blicken. Wer gerade eine große Auszahlung der Lebensversicherung erwartet, schaut nach Alternativen zum Tagesgeldkonto. Doch was tun?
Tipp 1: Raus aus den Schulden!
Ein Lebensabend in finanzieller Freiheit – danach sehnen sich viele. Doch wer Schulden hat, ist nicht frei. Deswegen sollten Sie zuerst Ihre Schulden abbezahlen. Das dürfte sich oft auch finanziell lohnen, weil die Schuldzinsen höher sind als die Rendite einer Geldanlage.
Wenn Sie eine Hypothek oder ein Darlehen vorzeitig kündigen, wird in den meisten Fällen eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig. Die Bank stellt Ihnen einen Teil der Zinsen in Rechnung, die Sie bei voller Laufzeit gezahlt hätten. Die Höhe richtet sich unter anderem nach der Art des Kredits und der Höhe der Restschuld. Reden Sie mit Ihrer Bank und schauen Sie, dass Sie zeitig aus den Schulden heraus kommen! Die Bank hat ein Interesse, Ihnen entgegen zu kommen. Sie könnten schließlich in der restlichen Laufzeit auch in finanzielle Schwierigkeiten geraten und den Kredit nicht mehr zurückzahlen können.
Tipp 2: Ziele der Altersvorsorge bestimmen
Bevor Sie anlegen, müssen Sie sich über Ihre Ziele bewusst sein. Das gibt Ihnen Aufschluss über Ihr Risikoprofil und die Anlagedauer. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen:
- Wie abhängig sind Sie von der Auszahlung der Lebensversicherung? Haben Sie etwa eine eigene Immobilie, sodass Sie zur Not auch mit der gesetzlichen Rente auskommen könnten?
- Wie hoch soll die Monatsrente sein?
- Wie viele Jahre möchten Sie Erträge aus der Vermögensanlage beziehen?
- Haben Sie für Notfälle, etwa einen Krankheitsfall, ausreichend durch Rücklagen vorgesorgt?
- Haben Sie Kinder oder Verwandte, an die Sie etwas vererben möchten?
Besonders wenn Sie von der Auszahlung abhängig sind und es sich nicht leisten können, dass der Wert Ihres Portfolios stark schwankt, sollten Sie breit streuen. Wenn Sie keine Rücklagen haben, können Sie einen kleinen Teil auf einem Konto parken oder in Bargeld halten. Außerdem sollten Sie sich einen Entnahmeplan erstellen, damit Sie Ihr Vermögen nicht zu rasch aufbrauchen. Wie Sie das alles machen, erfahren Sie weiter unten.
Tipp 3: Keine private Rentenversicherung abschließen
Sie können auch zusätzliche Rentenansprüche kaufen. Dazu zahlen Sie eine hohe Geldsumme an einen privaten Rentenversicherer und erhalten bis ans Lebensende oder über einen festen Zeitraum eine Sofortrente. Eine Sofortrente lohnt sich aber bloß für einen sehr gesunden Menschen, der nichts vererben möchte und sich überhaupt nicht um die Vermögensanlage kümmern will:
- Eine Sofortrente fällt viel geringer aus als eine private Geldanlage. Die private Rentenversicherung – egal ob eine klassische Rentenversicherung oder eine fondsgebundene – hat vergleichsweise hohe Nebenkosten. Der Versicherer will schließlich auch etwas verdienen.
- Die Niedrigzinsen der EZB drücken die Renten der klassischen Rentenversicherer nach unten.
- Bei einer Wirtschaftskrise kann eine private Rentenversicherung pleite gehen. Etwa halten klassische Rentenversicherer einen Teil der Einlagen in Staatsanleihen, die bei steigenden Zinsen an Wert verlieren. Staaten können auch pleite gehen. Wenn Sie Ihr Vermögen selbst anlegen, können Sie in Sachwerte investieren, die auch einen Euro-Crash überstehen.
- Rentenansprüche aus einer privaten Rentenversicherung sind nicht vererbbar. Zwar können Sie über eine sogenannte Rentengarantiezeit festlegen, dass Ihre Nachkommen über Ihren Tod hinaus für eine feste Dauer Ihre Sofortrente erhalten. Aber das ist nur gegen Aufschlag möglich, was die Sofortrente weiter drückt.
Besser ist aus unserer Sicht ein Portfolio aus Aktien, Edelmetallen und Immobilien.
Tipp 4: Die Drei-Speichen-Regel beachten
Beim Investieren sollten Sie gerade jetzt auf Sachwerte setzen. Eine gute Strategie ist die Drei-Speichen-Regel. Hier fließt je ein Drittel des Vermögens in Aktien, Immobilien und Edelmetalle. Je nach wirtschaftlicher Großwetterlage schichten Sie Ihr Vermögen von einer Speiche in die nächste um. Derzeit ist es aus unserer Sicht aus mehreren Gründen sinnvoll, die Edelmetallspeiche auszubauen:
- Die Immobilienpreise sind stark erhöht. Immer öfter warnen Ökonomen wie der Blasenforscher Reiner Braun vor einer Blase. Selbst die Bundesbank schreibt in ihrem Monatsbericht vom Februar 2021, dass die Immobilienpreise um 15 bis 30 Prozent überteuert sind. In einem überteuerten Markt ist es nicht sinnvoll, einzusteigen. Vor allem dürfte es schwer sein, eine Immobilie rasch liquide zu machen, wenn Sie eine größere Geldsumme etwa wegen eines Notfalls benötigen.
- Auch Aktien dürften teilweise überteuert sein, etwa Technologiewerte aus den USA wie Tesla oder Apple.
- Die Zentralbanken dürften weiterhin massiv Geld in die Märkte pumpen und die Zinsen niedrig halten. Sie wollen unbedingt verhindern, dass Staaten und andere Schuldner ihre Zinsen nicht mehr bedienen können. Wenn die Zinsen geringer sind als die Inflationsrate, bricht die Zeit der Edelmetalle an. Sparer flüchten dann in Gold und Silber, um sich vor der Inflation zu schützen. Das treibt die Edelmetallpreise nach oben.
Sobald die Preise von Aktien und Immobilien fallen, schichten Sie Vermögen aus der Edelmetallspeiche um. Dann lassen sich Häuser und Unternehmensanteile günstig erwerben.
Tipp 5: In Silber und Gold investieren
Bei Edelmetallen empfiehlt es sich, 80 Prozent in Gold und 20 Prozent in Silber zu investieren. Bei Gold raten wir zu kleinen Einheiten. Zwar hat ein Barren weniger Nebenkosten, aber er lässt sich schwerer veräußern. Das gilt besonders, wenn die Preise weiter steigen sollten. Die Vorteile von Edelmetallen sind:
- Gold und Silber hatten bislang eine geringe Korrelation mit Aktien. Fallen die Aktienkurse, dann fallen meist nicht die Preise von Gold und Silber. Das sichert Ihr Portfolio gegen Wertschwankungen ab.
- Edelmetalle schützen vor Inflation. Zwei Prozent Inflation pro Jahr, wie das die EZB möchte, ist viel. 10.000 Euro sind nach zehn Jahren gerade mal noch etwas mehr als 8000 Euro wert.
- Bis zu einem Betrag von 1999 Euro können Sie Gold und Silber anonym kaufen.
- Gold und Silber sind mobil. Theoretisch könnten Sie Edelmetalle vergraben, ohne dass jemand anderer davon weiß. Dagegen ist eine Immobilie leicht zu besteuern.
- Edelmetalle haben kein Gegenparteienrisiko. Staaten, Banken und Versicherungen können pleite gehen. Eine Anleihe, Aktien oder Bankguthaben können ganz oder teilweise an Wert verlieren. Gold und Silber haben ihren Wert über Jahrtausende hinweg behalten.
Ratschlag: Gold halten Sie in Form von gebräuchlichen Anlagemünzen wie Krügerrand oder Maple Leaf. Kleinere Bestände können Sie bei sich zuhause aufbewahren. Größere Bestände können Sie im Ausland einlagern lassen, etwa in der Schweiz. Bei Silber bieten sich Münzbarren an, da diese geringer besteuert sind. Weitere Informationen finden Sie hier.
Tipp 6: Bei Aktien breit streuen mittels ETFs (Diversifikation)
Nicht jeder ist risikofreudig oder kann 15 bis 20 Jahre niedrige Aktienkurse aussitzen. Wenn Sie also lieber auf Nummer sicher gehen oder Ihr Vermögen zeitnah benötigen, sollten Sie den Anteil der Aktien am Portfolio senken. Aktien können gerade in einer Krise tief fallen, auch wenn sie sich über längere Zeiträume auch wieder erholen. In der Tabelle sehen Sie die Empfehlungen der Verbraucherzentrale, an denen Sie sich orientieren können:
maximal verkraftbarer Verlust des angelegten Geldes | Anteil Ihres Geldes, der maximal in einen weltweiten Aktien-Index angelegt werden könnte |
10% | 20% |
20% | 40% |
30% | 60% |
40% | 80% |
50% und mehr | 100% |
Für Anleger macht es Sinn, einen Teil der Ersparnisse an der Börse anzulegen. Aktien sind die Anlageklasse, die in den vergangenen 50 Jahren die höchsten Renditen erzielt hat. Dabei müssen Sie nicht zehn oder zwanzig Einzeltitel kaufen. Es würde sehr viel Zeit benötigen, sich über jedes Unternehmen zu informieren – und am Ende kann der Kurs trotzdem einbrechen. Besser sind ETFs, also börsengehandelte Fonds, die Ihr Geld gemäß einem Aktienindex investieren. Etwa gibt es ETFs zum Dax, dem S&P 500 mit den 500 größten US-Unternehmen oder dem MSCI World, einem Weltaktienindex mit über 1600 Unternehmen. Achten Sie darauf, physisch replizierte ETFs zu kaufen. Das sind Fonds, die tatsächlich die Aktien kaufen, die im Index enthalten sind. ETFs haben eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Geldanlagen:
- Sie haben geringere Nebenkosten als Immobilien oder aktiv gemanagte Fonds. Bei letzteren entscheidet ein Fondsmanager, wohin das Geld fließt.
- 80 bis 90 Prozent der Fondsmanager erzielen weniger Rendite als ein entsprechender Vergleichsindex. Das bedeutet, dass die meisten aktiven Fonds schlechter abschneiden als ETFs.
- ETFs haben eine extrem breite Streuung. Wenn Sie etwa einen ETF zu den Indizes „MSCI All Country World“ und zum „FTSE All World“ kaufen, sind Sie an über 3000 großen und mittleren Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern beteiligt. Wenn sich ein einzelnes Land oder eine Branche schlecht entwickelt, sind Sie kaum betroffen.
- Die Anteile an einem ETF sind an der Börse leicht zu verkaufen. Sie können sie auch an Ihre Kinder vererben – im Gegensatz zu einer privaten Rentenversicherung.
Ratschlag: ETFs kaufen können Sie bei Depot-Anbietern wie Smartbroker oder Scalable Capital beziehungsweise bei einer Direktbank wie der ING DiBa oder der DKB. Wichtig ist, dass die Ordergebühren und andere Kosten möglichst gering sind. Diese haben auf längere Sicht großen Einfluss auf den Ertrag Ihres Portfolios. Ursache ist der Zinseszins-Effekt. Mittels eines Entnahmerechners können Sie berechnen, wie viel Sie pro Monat entnehmen können, bis Ihr Vermögen aufgebraucht ist. Einen entsprechenden Rechner finden Sie hier.
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Verlorene Industriearbeitsplätze:
*Prognose: Internes Wirtschaftsgutachten warnt vor 2,5 Millionen verlorenen Industriearbeitsplätzen bis Ende 2025 in Deutschland