Anonym Gold und Silber kaufen im Jahr 2020: Händler spricht Klartext zur Bargeld-Obergrenze
In der Welt gibt es derzeit viele Krisenherde, doch ein Thema treibt den Gesamtmarkt inklusive der Medien hierzulande seit Wochen um – und ich möchte mit vielen Unwahrheiten aufräumen. Ich habe mir eigentlich vorgenommen, nach den letzten Beiträgen in unserem YouTube-Kanal und unserem Podcast das Thema „Edelmetalle anonym kaufen“ vorerst nicht mehr anzusprechen. Allerdings muss ich es leider tun, weil ganz viele Anfragen reinkommen, Anrufe und WhatsApp-Nachrichten. Und die Menschen fragen uns: „Herr Kettner, wie sieht’s eigentlich aus, kann ich nächstes Jahr wirklich nur noch bis zu 2000 Euro Edelmetalle bestellen? Dann muss jetzt mal ganz schnell bei einem Onlineshop oder bei Ihnen im Ladengeschäft tätig werden, können Sie mir dazu ein bisschen was sagen?“
Der Kauf von Edelmetallen, mit Bargeld – wenn sie mit Scheinen zu einem Edelmetallhändler gehen und Edelmetalle kaufen wollen – dieser Kauf wird von 9.999 € pro Person am 1. Januar 2020 auf 1.999 Euro pro Person reduziert. Es wird schärfer, da viele Investoren unserer Erfahrung nach in den letzten Jahren probiert haben, verschiedene Händler mit jeweils dem Maximalbetrag anzusteuern und zu kaufen. Der Gesetzgeber merkt das anhand des Kaufverhaltens und hat nun eine Restriktion in Form der Senkung der Bargeldgrenze auf 1999 Euro eingeführt.
Onlinebestellungen sind nicht mit Restriktionen belegt
Wichtig ist aber: Der Kauf im Onlineshop oder bei einer Bezahlung auf andere Art und Weise, sprich per Kartenzahlung per Überweisung, alle elektronischen Zahlungsformen sind nicht mit Restriktion belegt. Das heißt: Sie können auch weiterhin für eine Million Euro problemlos einkaufen. Das ist das Wichtige daran. Sie haben keine Grenze für den Kauf im Onlineshop. Vielleicht ein paar Statistiken für Sie: Wir Online-Edelmetallhändler, die natürlich auch mit der Filiale gut aufgestellt sind, haben ungefähr einen Anteil von Onlinekäufen zu Käufen im Ladengeschäft von etwa 95 Prozent.
Was erwarten wir uns jetzt aus der Veränderung in der aktuellen Marktsituation? Wir erwarten, dass große Handelshäuser die zehn, fünfzehn, zwanzig, dreißig Filialen in allen Großstädten haben, die Verlierer in diesem Spiel sein werden. In der Branche wird kolportiert, dass es Handelshäuser gibt, in denen der „Break Even“ erst bei einem Umsatz von 3.000 Euro pro Kunde und Transaktion erreicht ist. Denn Edelmetallhändler haben keine großen Gewinnspannen, sie arbeiten im Regelfall mit einer Marge von einem halben Prozent bis einem Prozent. Aktuell haben sich die die Aufgelder etwas erhöht, weil die Edelmetalle schwer verfügbar sind und es kaum noch Ware gibt, die wir bei unseren Großhändlern oder den Herstellern nachbekommen.
Der Goldpreis wird über die Terminmärkte gedrückt
Wir hören derzeit oft die Frage, warum trotz der massiven Nachfrage der Goldpreis kaum steigt. Die Antwort ist einfach: Am Terminmarkt wird nicht mit physischen Edelmetallen gehandelt, sondern mit Kontrakten auf Goldbasis. Deswegen werden die Preise nicht schlagartig explodieren, sondern „nur“ die Aufgelder steigen für die Münzen, die aktuell nicht verfügbar sind. Das bedeutet: Wenn Sie einen Krügerrand kaufen, beträgt das Aufgeld im Regelfall zwei bis drei Prozent, momentan sind wir dagegen bei fünf oder sechs Prozent und das Aufgeld wird sich nach meiner Einschätzung weiter ausweiten. Die Schere wird sich solange ausdehnen, bis der Markt wieder dahingehend gesättigt, dass es entweder keine Käufer mehr gibt, oder dass es eben keine Ware mehr gibt. Doch der physische Edelmetallmarkt ist wesentlich kleiner als der Markt an den Terminbörsen.
Die Panik ist aus unserer Sicht aber nur teilweise nachvollziehbar. Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: Der Onlinekauf ist nicht von unserer Seite aus meldepflichtig. Es gibt keinerlei proaktive Verdachtsmeldungen der Edelmetallhändler – weder 2019 noch 2020, solange es nach einem absolut seriösen Handelsgeschäft aussieht. Aber wenn beispielsweise Überweisungen aus einem Drittland vorliegen, die sowieso schon verdächtig sind aus Sicht der Bundesregierung, oder wenn wir das Gefühl haben, dass jemand im großen Stil über irgendwelche Offshore-Banken-Konstrukte oder Firmenkonstrukte über Konten in Liechtenstein, der Schweiz oder den Cayman Islands einkaufen will, dann müssten wir auch eine Geldwäscheverdachtsmeldung abgeben.
Barkäufe bis 1.999 Euro bleiben anonym
Allerdings ist das Geld, welches bereits im Bankenkreislauf steckt, ohnehin schon auf Geldwäscheverdacht geprüft. Denn die Banken, bei denen das Geld eingezahlt wurde oder auf dem Konto, auf dem das Geld liegt, lässt sich der Geldwäscheverdacht von vornherein ausschließen – weswegen wir auch sicher sein können, dass das Geld von ihrer Überweisung, egal in welcher Größenordnung, bereits geprüft ist.
Ich fasse es noch einmal ganz kurz zusammen:
- Barkäufe bis 1.999 Euro können auch künftig anonym erfolgen.
- Wenn sie darüber liegen, brauchen wir eine Ausweiskopie.
- Sollten Sie dann noch die Grenze von 15.000 Euro überschreiten, müssen wir uns von ihnen auch noch einen erweiterten Verdachtsmeldebogen ausfüllen lassen – das heißt: Sie haben zwei Papierbögen auszufüllen.
- Wenn sie zwischen 2.000 und 14.999 Euro liegen, benötigen wir nur den Ausweis und einen Bogen mit Ihren Personaldaten, wer gekauft hat, zu welchem Zweck und auf eigene Rechnung.
- Sie können natürlich auch weiterhin einfach online und anonym bequem sich Ihre Ware nach Hause bestellen.
Sind große Goldhändler die Verlierer der Gesetzesänderung?
Wir gehen davon aus, dass diese großen Handelshäuser, die viele Filialen vor Ort haben, jetzt Probleme bekommen, wenn der „Break Even“ nur noch bei 3000 Euro oder bei manchen Händlern vielleicht bei 4.000 Euro oder nur bei 2.000 Euro liegt und sie darunter nicht profitabel sein können, denn bei einer Unze Krügerrand verdient der Händler vielleicht fünf oder zehn Euro. Wie soll ein Händler davon seine Personalkosten, seine Filialkosten, seine Sicherheitskosten, seine Hedgingkosten, seine Marketingkosten, seinen eigenen Lohn und so weiter bezahlen? Sie verstehen also selbst: Selbst wenn 100 Kunden in der Schlange stehen, sind es bei einem Krügerrand pro Person, der künftig anonym gekauft werden kann, nicht genug Einnahmen.