Wie entwickelte sich der Preis für Gold und Silber – und wurde etwa manipuliert?
Wer den Edelmetallen in den vergangenen Jahren die Treue gehalten hat, durfte an einer aufregenden Achterbahnfahrt teilnehmen, welche so manche Überraschung bereit gehalten hat. Nachdem Gold und Silber seit 2008 nur eine Richtung kannten und sichere Wertzuwächse eingefahren hatten, kam in den Jahren 2011 und 2012 das böse Erwachen – ein rasanter Absturz riss die Edelmetallpreise in die Tiefe. Doch als bereits die altbekannten Untergangstheoretiker ein weiteres Abrutschen der Preise für Gold und Silber prognostizierten, legten die Edelmetalle ein Comeback hin. Inzwischen steht fest, dass es sich bei der Schwäche um eine dringend notwendige Korrektur handelte, welche die Grundlage gelegt hat für nachhaltige Wertzuwächse.
Dieser Text ist ein Auszug aus unserem neuen Buch „Masterplan Edelmetalle: So schützen und vermehren Sie Ihr Vermögen mit Gold und Silber“. Der Titel wird am 12. Dezember 2017 erscheinen.
Die Entwicklung der Edelmetallpreise ist eine Wissenschaft für sich – und keine der bewährten Analysemethoden ist hundertprozentig sicher. Denn oftmals kamen größere Bewegungen nach oben oder unten völlig überraschend und ohne fundamentale Gründe. Die Folge: Bis heute halten sich hartnäckig Manipulationsgerüchte. Wir möchten in diesem Kapitel dem Mysterium der Edelmetallpreise auf den Grund gehen und liefern Fakten, welche Aspekte tatsächlich die Preise für Gold und Silber bewegen und wie Sie sich auf die Marktmechanismen optimal einstellen können.
Wie entstehen die Verkaufspreise für Edelmetalle?
Zu allererst ist es wichtig, zu verstehen, wie sich überhaupt der Preis für die Produkte zusammensetzt, die Sie bei uns im Onlineshop bekommen können. Der Preis des physisch kaufbaren Goldes , also in Form von Münzen oder Barren, setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen – zum einen sind es erst mal die Förderkosten, die eine Unze Gold verursacht. Diese Förderkosten steigen seit Jahren rasant, denn es wird immer komplizierter, Goldvorkommen zu Tage zu fördern.
Zwar gibt es widersprüchliche Angaben zu den tatsächlichen Förderkosten der großen Minenbetreiber, doch als der Goldpreis in den vergangenen Jahren zwischenzeitlich stärker abrutschte, wurde eines deutlich: Sobald der Preis für eine Feinunze Gold unter ein bestimmtes Niveau durchrutscht, fahren die Minenbetreiber ihre Produktion deutlich zurück. Denn bevor sie bei der Herstellung der teuren Ware auch noch draufzahlen, tun sie offenbar lieber gar nichts.
Für Edelmetallanleger bietet dieser Effekt eine spannende Erkenntnis: Der Goldpreis ist nach unten durch einen doppelten Boden gesichert, der sich aus den Förderkosten der Minenbetreiber ergibt. Wer also immer noch glaubt, dass Edelmetallpreise von 500 Euro pro Feinunze in den nächsten Tagen bevorstehen, sollte einfach mal bei den großen Minenbetreibern in die Bilanzen schauen und wird feststellen, dass dies völlig unrealistisch ist.
Raffinierte Produktion
Wenn das Gold unter größten Kraftanstrengungen aus dem Boden befördert wurde, muss es raffiniert und danach auch noch zu einer Ronde verarbeitet werden. Wenn es raffiniert wurde und den gewünschten Feingehalt hat, wird es gegossen, zu Strängen gepresst und diese Stränge werden dann gezogen und aus diesen Strängen werden dann Ronden geprägt. Diese geprägten Ronden werden danach nach verschiedenen Teilprozessen und verschiedenen Reinigungsprozessen in speziellen Kugelbädern behandelt. Nachdem dann hier auch ein gewisser Ausschuss zu kalkulieren ist, müssen die Münzen oder Barren zu großen Teil noch verpackt werden. Dann ist das ganze Ding erst mal produziert, aber noch nicht beim Endkunden
Weil die bisherigen Produktionsschritte bereits sehr kostenintensiv sind, müssen die Edelmetallprodukte mit einer erstaunlich geringen Gewinnmarge vom Hersteller an den Großhandel vertrieben werden. Händler wie wir kaufen die Münzen direkt beim Hersteller ein und bei den Prägestätten. Es gibt aber auch kleinere Händler, die noch beim Großhandel einkaufen. Auch hier werden Margen fällig – und dann gehören natürlich auch noch die logistische Komponente dazu sowie die Vermarktungskosten.
Hedging-Kosten sind nicht zu unterschätzen
Und es fehlt noch ein weiteres Puzzleteil in der Preiskalkulation, welches für die meisten Endkunden völlig unsichtbar bleibt: Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, welches Risiko ein Edelmetallhändler eingeht, wenn er größere Mengen an Gold und Silber auf Lager hat? Stellen Sie sich vor, Sie kaufen als Edelmetallhändler frische Goldunzen für eine Million Euro ein und aus heiterem Himmel kracht der Goldpreis um fünf Prozent nach unten. Sie haben dann innerhalb weniger Minuten 50.000 Euro weniger Gold auf der hohen Kante – und bis Sie diesen Verlust wieder aufgeholt haben, müssen Sie einige Millionen an Gold umgesetzt haben.
Im Klartext: Die Risikokalkulation für schwankende Preise, die sogenannten Hedging-Kosten, sind nicht zu unterschätzen. Professionelle Händler wie wir sind jeden Tag damit beschäftigt, unsere Lagerbestände gegen alle denkbaren Schwankungen abzusichern. Dies ist durch Zertifikate möglich, aber eine Wissenschaft für sich. Denn kurzfristige Schwankungen wären sonst existenzbedrohend für einen Händler.
Ein Tipp: Silber hat Luft nach oben
Wir werden fast täglich gefragt, ob Gold und Silber aktuell fair bewertet sind. Wir sagen an dieser Stelle ganz deutlich: Wir wissen es nicht, aber wir liefern Ihnen mit diesem Buch gute Argumente für steigende Edelmetallpreise. Und wir verweisen zu Bewertung der aktuellen Preisniveaus gern auf einen Indikator, der sich in der Vergangenheit als sehr verlässlich erwiesen hat: Das „Gold Silber Ratio“.
Mit diesem englischsprachigen Begriff wird das Verhältnis zwischen Gold und Silber bezeichnet. Man nimmt dafür einfach den physischen Goldpreis und teilt diesen durch den aktuellen Silberpreis pro Unze. Durch diese Berechnung ist es möglich, auch über Jahrhunderte hinweg das Preisgefüge zwischen den Edelmetallen zu analysieren. Der historische Mittelwert lag bei 15. In den vergangenen Jahrhunderten mussten unsere Vorfahren also durchschnittlich den Gegenwert von 15 Unzen Silber auf den Tisch legen, um eine Unze Gold zu bekommen.
Und jetzt machen wir ein kleines Gedankenexperiment, bei dem Sie sich bitte ganz fest hinsetzen, weil es sonst zu einer unerwarteten Überraschung kommen kann. Als wir dieses Buch geschrieben haben, kostete eine Unze Gold etwa 1.100 Euro. 1.100 Euro geteilt durch 15 ergibt ungefähr 70 Euro. Doch eine Feinunze Silber kostete zum gleichen Zeitpunkt nicht 70 Euro, sondern gerademal 15 Euro.
Was folgt aus dieser Berechnung? Im Jahr 2017 lag die „Gold-Silver-Ratio“ bei 75. Wenn sich das Verhältnis an seinen historischen Mittelwert von 15 annähert, hätten wir also einen fünffach höheren Silberpreis in der Zukunft. Und dies hat wiederum Auswirkungen, weil Gold und Silber meist ähnliche Entwicklungen vollzogen haben. Sobald der Trend dahin geht, dass sich Gold und Silber an ihr historisches Verhältnis annähern, dürfte es zu einem Wettrennen zwischen beiden Metallen um die größte Rendite kommen – und wer dann in Gold und Silber investiert hat, ist der große Gewinner.
Übrigens ist es uns stets ein großes Anliegen, dass der faszinierende Glanz des Goldes seinen kleinen Bruder nicht überstrahlt: Silber hat in der Vergangenheit in Hausse-Phasen das Gold im Hinblick auf Wertzuwächse meist noch übertroffen und hat es nicht verdient, im Schatten des gelben Metalls zu stehen. Silber hat nach unserer Einschätzung deutlich Luft nach oben hat. Dies sehen wir auch bei einem Vergleich der Wertentwicklung der beiden Edelmetalle in den vergangenen 20 Jahren: Die Feinunze Gold stand Anfang 2000 bei 280 Euro pro Unze, im Jahr 2017 war sie auf rund 1135 Euro pro Unze gestiegen, der Preis hat sich also in etwa vervierfacht. In der gleichen Zeit ist Silber „nur“ von knapp 10 auf 15 Euro gestiegen und somit „nur“ um das 1,5-Fache gewachsen – und das bei steigenden inflationären Effekten. Das heißt: Auch hier erkennt man ganz klar eine Kaufkrafterhaltung und gewaltige Renditechancen nach oben.
Aber… wird da denn etwa manipuliert?
Was machen Sie üblicherweise in der Nacht? Schlafen, so wie jeder normale Mensch auch. Es gibt aber offenbar einzelne Zeitgenossen auf der Welt, die ausgerechnet dann, wenn ein Großteil der Menschheit im Bett liegt oder gerade von der Arbeit nach Hause kommt, milliardenschwere Edelmetallpositionen auf den Markt werfen. Sie halten dieses Kaufverhalten für völlig bekloppt? Dann sollten Sie dieses Kapitel etwas genauer lesen. Oftmals wird im Zusammenhang mit überrasschenden Bewegungen auf dem Edelmetallmarkt von Goldpreis- und Silberpreis-Manipulationen gesprochen – und der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen. Die Goldpreisentwicklung nimmt seit einigen Jahren immer wieder Fahrt auf und wird dann kurzfristig mit Gegenwind künstlich gedrückt – man kann durchaus sagen: Manipuliert.
Als beispielsweise Mitte 2017 der Konflikt zwischen Nordkorea und den USA aufbrannte, führte dies zu steigenden Gold- und Silberpreisen. Diese und viele unsichere Krisenherde führen auch zu höheren Verkaufszahlen bei Edelmetall-Händlern. Gold und Silber sind also vorzügliche Krisenindikatoren, doch die Zentralbanken wachen mit strengem Auge darüber, dass die Menschen nicht in zu großen Mengen in Gold und Silber flüchten – das führt dazu, dass der Gold- und Silberpreis durch gewisse Mittel und Wege, welche insbesondere durch institutionelle Anleger erfolgen, gedrückt werden – beispielsweise durch größere Leerverkaufspositionen. Denn der physische Markt für Gold ist deutlich geringer als der Zertifikate-Markt, also der Handel mit Papiergold. Und hier können leicht fiktive Positionen gehandelt werden.
Und so kann es passieren, dass zwar die Nachfrage nach Gold auf dem physischen Markt wegen dramatischer und ernster Krisen groß ist, aber irgendeine Großbank mit ein paar hundert Millionen Dollar den Goldpreis drückt, indem sie auf fallende Goldkurse setzt. Und an der COMEX kommt es dann eben dazu, dass das Unterschreiten gewisser charttechnischer Grenzen zu sogenannten Stopp-Loss-Orders führen. Diese werden automatisch ausgelöst, wenn die Preise für eine Anlageklasse unter diese Grenze fallen. So wird dann eine Welle oder eine ganze Lawine von Stopp-Loss-Orders ausgelöst.
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